Ein Rezept zur Herstellung von Zwergenbier

Bild von Q.A. Juyub
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Seid mir gegrüßt ihr Angehörigen des kleinen, buddelnden Volkes und all ihr Zwergenfreunde. Heute beschäftigen wir uns mit dem Lieblingsgesöff all jener bartbewehrten Damen und Herren des kleinen Volkes inner- und außerhalb psychiatrischer Anstalten. Zunächst solltet ihr euch einen alten Kupferkessel –zur Not geht auch noch Omas antiquarischer Einkochtopf- mit 30 Liter Fassungsvermögen bei den Ludolfs oder woher auch immer besorgen. Sodann sollten 24 Liter reinstes Quellwasser in das Behältnis abgefüllt und auf offenem Lagerfeuer auf 70° C erhitzt werden. Falls sich diverse Beschaffungsengpässe mit dem Wasser ergeben sollten, könnt ihr getrost alternativ stilles Wasser aus dem örtlichen Discounter oder ordinäres Kraneberger verwenden. Als nächstes zerkleinert der versierte Zwerg 6 kg Malz mit der Zwergenaxt – falls gerade keine rostige Streitaxt zur Hand sein sollte, reicht auch ein benutztes Gartenutensil. Nach Art des kleinen Volkes hüpft dann der emsige Braumeister lustige Volksweisen singend um den Kessel herum und gibt dabei alle zwei Minuten 500 Gramm Malz hinzu, um abschließend das ganze Gebräu mit der getreuen Axt zu verrühren. Sodann ordentlich Holz nachlegen und das Gebräu auf 83,5° C erhitzen. Nun rührt der kundige Zwerg die edle Flüssigkeit 33,3 Minuten mit seinem stolzen Hackebeilchen und rezitiert dabei verfeinernde Zaubersprüche. Ob es nun jene aus Merseburg sind, bei Harry Potter abgekupferte – der allseits beliebte Zauberlehrling ist übrigens noch immer in den Medien dermaßen präsent, dass man sich fast wünscht, er möge entgegen dem Drehbuch doch vom dunklen Lord gegrillt werden, damit das Elend ein Ende findet(!)- oder die angewandte Magie einfach nur eurem mental derangierten Hirn entspringt, beeinträchtigt die Wirkung des abgefahrenen Rituals nicht im Geringsten; so sagt zumindest mein Psychiater. Das verzauberte Gemisch auf 90° C erhitzen und solange weiterrühren, bis die Ahnen aus der Geisterwelt befehlen, damit aufzuhören oder der braumeisternde Möchtegernzwerg keinen Bock mehr dazu hat. 500 Gramm ‚Zwergenaroma‘ hinzufügen und die Brühe durch einen ‚Alberichsfilter‘ in einen eisernen Kessel gleichen Volumens filtern. Da eventuell erwähnte Gerätschaft und Indigrenz nicht zur Verfügung stehen, kann der findige Nachwuchszwerg alternativ zum Filtern ein gebrauchtes Betttuch, das vorher ordentlich mit Heilerde bestrichen wurde, verwenden. Anschließend das Ganze 3 Stunden abkühlen lassen, da die Drei bei den Zwergen eine magische Zahl darstellt und man sowieso dreimal raten darf; beispielsweise über die genaue Bedeutung der Zahl drei oder wie ich überhaupt auf diesen Unsinn gekommen bin. Weil es so schön war erhitzen wir die Flüssigkeit nochmals auf 100° C und filtern wieder in den Kupferkessel zurück. Danach kocht der kulinarisch begabte Unterirdische das Ergebnis seiner Bemühungen auf und fügt 50 Gramm Cayennepfeffer hinzu, um den Trank anschließend 33,3 Minuten köcheln zu lassen. Sodann verrührt der kleinwüchsige Gourmet 120 Gramm Hopfen mit seinem besten Teil –damit ist natürlich seine Axt gemeint- und lässt das Elixier wohl wie lange brutzeln? Bingo, natürlich 33,3 Minuten, damit hast Du die Offiziersprüfung bestanden und kannst direkt als Ausbilder zum Bund gehen und Dich in die Riege ausbildender, tyrannischer Gnome einreihen – eine Karriere als Beamter beim Jugendamt oder den Sozialbehörden käme mit Sicherheit in diesem Kontext auch infrage. Nach gelungener Aktion fügt der emsige Wicht 100 Gramm schwarzen Pfeffer und 500 Gramm Eiswürfel in beliebiger Reihenfolge dem Gebräu hinzu. Danach filtern das leckere Gesöff wir insgesamt 5-mal auf die beschriebene Weise von einem Kessel in den anderen. Sollte ein Angehöriger der geneigten Leserschaft ein nekrophiler Dunkelzwerg sein, kann er natürlich alternativ zum Betttuch ein gebrauchtes Leichentuch verwenden. Nun füllen wir das Ganze in eine alte Zinkbadewanne –unsere dunkleren Kollegen dürfen natürlich hierfür einen geeigneten Sarg verwenden- und füllen solange kaltes Wasser hinzu, bis eine Temperatur von exakt 20° C erreicht wird. Nun gibt der gewiefte Wichtel noch 1 Liter dickbreiige Flüssighefe dem flüssigen Etwas hinzu und rührt das Gebräu kraftvoll 90 Minuten mit seiner berühmten Axt um. Zur finalen Verfeinerung kippt das zwergische Schleckermäulchen 3 Liter Tequila in die Badewanne und lässt das Jungbier einen Tag ziehen. Danach steht es dem urigen Braumeister frei, sein Meisterstück in geeignete Behältnisse abzufüllen. Vor dem Genuss des vergeistigten Getränks durch den Zwergenbräu oder aus Sicherheitsgründen zunächst durch bevorzugte Gäste sollte man das Stöffche mindestens 4 Wochen lagern lassen, obwohl ich nicht so recht glaube, dass das einen so großen Unterschied zum sofortigen Verzehr macht.
Zum krönenden Abschluss sei angemerkt, dass dieses fantastische Getränk nur für chaotisch gute Schildzwerge geeignet ist und menschliche Nachahmer über eine gute Lebensversicherung verfügen sollten.

Veröffentlicht / Quelle: 
Nonsense 2_D