Die Seele des Staates 45

Bild von Alf Glocker
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(Der alte Schamane, 1. Episode)

Stellt euch einmal vor, ich hätte einen alten Schamanen gekannt, der mich erspüren und bloßstellen konnte – nein, nicht nur mich…der die Gesetze des Universums, des Lebens und der Zeit entschlüsselt hätte. Dann würdet ihr mich vielleicht fragen „wie muss ich mir ein solches Phänomen denn vorstellen?“, oder auch nicht. Wahrscheinlich würdet ihr mich das nicht fragen!

Aber, stellt euch vor, ich würde einfach nicht aufhören zu reden und zu reden, und ich würde euch weismachen wollen, daß er den Tod von Menschen voraussagen konnte. Dann würdet ihr vermutlich lächeln und sagen „wer bist du, daß du mir einen solchen Bären aufbinden möchtest?!“ In diesem Fall würde ich versuchen euch mysteriöse Vorgänge zu erklären.

Es war einmal ein eher nicht besonders klug oder gar intelligent aussehender Zeitgenosse, der ganz groß im Spüren war. Im Aufspüren von Zeichen, die auf etwas hindeuteten, das keiner sehen wollte, oder von Ereignissen, die tatsächlich stattfanden und entweder nicht gesehen werden durften, oder nicht gesehen werden wollten, weil sie nicht gesehen werden durften.

Dieser Mensch, der sich selbst nicht „Schamane“, sondern „Mensch“ nannte – manchmal nannte er sich auch „Versager“ –, konnte z.B. hingehen und „boshaft“ verkünden: „Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich mir XY ansehe. Diese Person wird im Verlauf dieses Jahres versterben!“. Kein Wunder, daß man ihn zurecht wies, ihn „Blödmann“ nannte und vieles mehr. Nichts hören wolle man mehr von ihm!

Nachdem die betreffende Person aber, gegen Ende des Jahres plötzlich verstarb und er darauf hinwies dies vorhergesagt zu haben, wies man ihn wieder zurecht und lärmte entrüstet: „Nein! Das hast du natürlich nicht! Niemand kann so etwas wissen, und du erst recht nicht, denn du bist unhöflich und böse! Nichts wollen wir mehr hören von dir!“.

Der Versager aber blieb standhaft. Nachdem er ansonsten zu nichts nütze war, wollte er sich in den Dienst der anderen stellen – weshalb er von nun an Schatten beobachtete. Er meinte sie überall zu entdecken. Nicht nur bei Nacht huschten sie fleißig herum, wobei sie kleine Unfälle arrangierten, Vögel Botschaften überbringen ließen, oder sich auf die Seelen legten, die dann eingeflüstert bekamen, was sie später zu tun hatten. Manchmal hielten sie auch die Zeit an.

Immer, wenn das geschah, machte der Mensch die Menschen darauf aufmerksam: „Beachtet bitte nicht, daß ich ein Versager bin, sondern schaut einfach mal auf euren Uhren!“. „Was willst du?“ beschwerte sich die betreffende kleine Gesellschaft. „Ich möchte euch auf etwas hinweisen“, verteidigte sich der Mensch – als ich das letzte Mal auf die Uhr blickte, war es 15 Uhr 30, jetzt ist es aber 14 Uhr 30!“.

„Das stimmt zwar, was du das von dir gibst“, gaben die anderen zu, „uns ist es auch so gegangen, aber das hat nichts zu bedeuten – unsere Uhren gehen nur auf einmal alle falsch, oder wir haben uns das nur einbildet.“. „A-a-alle gleichzeitig?“ stotterte der Versager. Ja, das siehst du doch! Was soll es denn sonst sein?! Ein Zeitsprung-Phänomen etwa?“. Die kleine Gesellschaft lachte sich halb tot und ging fröhlich nachhause. Jeder hatte heute noch viel vor, denn es stand eine Stunde mehr zur Verfügung! Soweit die 1. Episode.

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Kommentare

21. Dez 2015

Die Sommerzeit entstand wohl so -
Dient als Erklärung mit Niveau...

LG Axel