Als das Leben den Unfug traf

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von Alf Glocker

Einmal, als sich das Leben mit dem Unfug traf, sagte das Leben: „Bist du der Unfug?“ Der Unfug sagte natürlich nein, denn er hielt sich keineswegs für das was er war. Dann meinte er: „Komm, machen wir was zusammen!“

Das Leben fragte ihn: „Sag doch mal, kannst du eigentlich schwanger werden?“ Das freute den Unfug und er gab bereitwillig Auskunft. „Selbstverständlich, ich bin es doch dauernd!“

„Unheilsschwanger?“ erkundigte sich das Leben vorsichtshalber.Ein bisschen ängstlich war es schon… „Wie die Büchse der Pandora? Nein, da kann ich dich beruhigen“, sagte der Unsinn, „es ist nicht genauso, nur sehr ähnlich“.

Da das Leben bislang noch keinen sympathischen Begleiter gefunden hatte ging es mit dem Unfug spazieren. Es ging mit ihm die ganze Welt entlang, bis sie zu einer Stelle kamen, an der die Unschuld sämtliche Hände wusch.

Dort lagen auch eine Menge Hirne herum, aber keines war mehr zu gebrauchen, da auch sie alle gewaschen waren. Sie grinsten nur blöd mit ein paar Windungen und blieben ansonsten stumm, egal was sie das Leben fragte, und auch egal was der Unfug mit ihnen trieb.

Da lachte das Leben laut vor sich hin und fing an mit dem Unfug zu tanzen. Sie tanzten den neuesten Schritt und schließlich umarmten sie sich und küssten sich schließlich. Dann wurden sie völlig intim!

Der Unfug gestand ihm er könne die ganze Welt umarmen, das Leben genüge ihm aber auch. Darüber war das Leben glücklich und flüsterte: „Ohne dich kann ich nicht mehr, denn du bist mir das Liebste überhaupt“

Daraufhin gingen sie in einen Wald, weil sie die Bäume übersehen hatten und riefen vor lauter Lust hinein, damit es wieder herausschallte. Als jedoch das Echo zurückkam begriffen sie nicht einmal, daß sie es selbst verursacht hatten.

So verging eine Zeit um die andere mit Essen und Trinken, wandern und Lieben, Waschen und Legen, Wachen und Träumen, bis schließlich ein anderer Wind wehte. Sie mussten sich warm anziehen, damit er sie nicht in die sich auftuenden Abgründe sog, die so tief waren wie sie selbst flach.

Tiefer waren nur noch die ehemals stillen Wasser, aus denen früher nur gräuliche Nebel stiegen, weil man sie nicht durchtauchen mochte, solange noch eine Chance dafür vorhanden war. Jetzt aber brodelten sie voller Leidenschaft und der Freude darüber, endlich so ausgekocht zu erscheinen wie sie es immer schon waren.

Um sich abzulenken machten das Leben und der Unsinn nun geistreiche Wortspiele, mit denen sie sich gegenseitig beweisen konnten wie erfolgreich sie waren. Sie verwechselten nicht nur die Buchstaben untereinander, sondern auch deren Bedeutung und vor allem die Inhalte.

Das konnten sie so gut und das trieben sie so lange bis sie einen Babelturm bauen mussten weil sie sich auf einmal nicht mehr gut verstanden. Es dauerte mehrere Epochen bis es ihnen wieder gelang ihre Worte in eine Reihenfolge zu bringen, aus der zumindest hervorging, daß sie untrennbar miteinander verbunden waren.

Wenn man gut aufpasst, kann man sie heute, wie früher auch, und vielleicht sogar in der Zukunft, die dann aber womöglich Kuzunft heißt, zusammen flirten, bzw. sonstwas sehen. Und wer sehr viel Geschick hat, der darf dann, durfte, oder wird dürfen, wenn er kann, aufschreiben was die beiden von sich geben, auf ihrer endlosen Reise durch Länder und Herzen.

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