Wenn unsere Feinde wüssten, wie viel wir ihnen zu verdanken haben, würden sie uns womöglich lieben. – Das überlebe, wer kann.
Gesünder jedenfalls sind kreuzehrliche Freunde, die mit ihrer Meinung über uns weder hinter dem Berg halten noch diese hinter unseren Rücken verbreiten, sondern sie uns – möglichst behutsam – ins Gesicht sagen, damit wir Gelegenheit zur Rechtfertigung bekommen.
Gestern schreckte ich aus einem entsetzlichen Traum: Ich fühlte mich dermaßen müde und krank, dass ich nicht zur Arbeit fahren konnte; aber noch schlimmer war, dass ich glaubte, ich läge bereits seit Tagen brach und hätte mich bei meinem Arbeitgeber nicht krankgemeldet, die Kündigung befände sich bereits in meinem Briefkasten. – Dieses Gefühl hielt minutenlang an, bis mich die Realität wie ein freudiger Blitz traf: Es gibt ein Leben nach dem Arbeitsleben, und ich hatte es erreicht, ohne vorher vor die Hunde gegangen zu sein. Was für eine einzigartige Gnade!
Mein Traum beweist mir, dass ich diese Dinge auf die schwere Schulter nahm, auf meine rechte nämlich, die manchmal noch schmerzt – vom jahrelangen, ständigen Hocken vor Computern; man müsste davor schon jede Sekunde stocksteif wie ein Brett sitzen, um keine Haltungsschäden in Kauf nehmen zu müssen. (Das darf ich jetzt alles mit Yoga ausbügeln.) – Jedenfalls war mein Erschrecken im Traum aufrichtig und immens; es überkam mich wie ein jähes Unglück.
Träume lügen selten oder nie.
Stress dieser Art im Traum nachzuerleben, ist ärger noch als die harte Realität. Man fühlt sich total hilflos und ist nicht in der Lage, zum Telefon zu greifen und in den Hörer zu hauchen: „Chef, es geht mir heute miserabel; wie lange schon haben Sie nichts mehr von mir gehört?“
Ich habe die folgende Zeichnung "Abschleppdienst" genannt. Ich hätte auch schreiben können: "Ganovenedes Beute", denn der "Abschlepper" schaut nicht gerade vertrauenswürdig aus. Irina Garshina aus der Ukraine hat diese wunderbare, humorvolle Zeichnung kreiert. Und ich danke ihr ganz herzlich dafür. Alle Rechte liegen bei Irina.