Eine wunderbare Liebhaberei

Bild von Alf Glocker
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Komm, ich schenk dir was zum Liebhaben – ein Kätzchen, einen kleinen Hund, oder einen winzigen Dämon … wenn sie noch winzig sind, sind sie zum Küssen! Du wirst viel Spaß damit haben, und bedenke auch: Wenn du ihn nicht nimmst, dann wird er vielleicht, wie das Kätzchen, in den Fluss geworfen werden, oder einfach verhungern, denn die Natur ist grausam. Wir aber sind liebenswert und fürsorglich, das ist klar!

Von allen Wesen, die man liebhaben kann, sind die Dämönchen sie süßesten! Bei ihnen hast du auch die Garantie der wundersamen Vermehrung. Sie vermehren sich praktisch automatisch – und bald wirst du das ganze Haus voller süßer kleiner Dämonen haben, die schnell größer und dich dann zum Fressen gernhaben werden. So bekommst du von deiner Liebe mehr als ausreichend zurück!

Die Geister, die du riefst, willst du ja sicher auch gar nicht mehr loswerden. Warum auch?! Sie werden die Besitzer deines Hauses sein, sie werden dich verwalten und in ihre Bräuche einweihen. Du wirst mit ihnen um das Feuer tanzen, wenn sie deine Möbel angezündet haben, du wirst dich mit ihnen freuen, wenn die ganze Welt brennt, denn Dämonen, wie auch Dämönchen zündeln sehr gerne.

Immer aber kannst du stolz auf dich sein. Dein reines Herz ist groß. Darin hat eine Welt Platz die alle ihre Kinder frisst – aber das hast du doch gewollt. Du hast dich mit dem Seelenparfüm „Engelsgleich“ übergossen und nun bist du hier, ganz alleine auf dem Marktplatz der Eitelkeiten, wo du dich darüber wundern darfst, was aus deinem edlen Ansinnen geworden ist: Du stehst auf dem Speiseplan!

Deine Adoptivkinder haben dir alles verziehen: daß du jemals am Leben warst, daß du sie gesponsert hast, daß du mit einstimmtest in den Chor der Heiligen, die sich höchstselbst ans Kreuz schlagen, damit Opfer gebracht werden – einer Gerechtigkeit, die du nicht einmal selbst wirklich verstehst. Sieh nur – überall hängen noch die Plakate herum, auf denen dein Engagement angepriesen wird als Lösung für alles.

Bedanke dich bei deinem Schicksal, bedanke dich bei mir, der ich dich in diese Lage gebracht habe, die dir so unendlich viel Glück beschert hat, daß du es jetzt nicht mehr aushalten kannst. Aber wohin willst du denn fliehen?! Überall haben weiße Westen winzige Dämönchen adoptiert, die Erde ist voll davon! Alle Länder sind zu ihren Ländern geworden, nur dein Land ist nirgendwo …

Sprich dein letztes Gebet! Denn deine Gebete sind erhört worden … Als man dich aufrief, zu beten, als dich Leute aufriefen, zu beten, die eine noch reinere Seele haben als du, da war die Luft rosa und das Wasser war grün, wie der kleine Mann hinter den Ohren und du lachtest selig in deine Zeit aus Marzipan. Sagtest du damals nicht „Womit habe ich das verdient?“ und „Warum haben das Dämonen nicht auch?“

Begib dich nun endlich zur Ruhe! Dein Bett ist bereitet – viele „Denker“ haben es für dich ausgesucht. Man wird dich sehr schnell vergessen haben, denn Dämonen sind sehr vergesslich, wenn es nicht um ihre Angelegenheiten geht. Sie sind eben richtige Originale. Sie kümmern sich schon um ihr eigenes Fortkommen, auch wenn sie deine Methoden niemals verstanden haben … nur ein bisschen davon erlernt!

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Kommentare

30. Jul 2018

Dämonisch guter Essay (Die Geister, die ich rief ...).

LG Annelie

30. Jul 2018

Ein Dämon ist doch auch ein Geist -
Jenen ersetzt er gern meist dreist ...
(Zudem dies Bild gelang sehr fein!)
[Bloß "Milch" sah Krause wenig ein ...]

LG Axel

30. Jul 2018

Vielen Dank liebe Freunde!

LG Alf

30. Jul 2018

Guter Text! (Wie auch anders ...)
Nur: Dein Bild ist zu klein. In dieser Größe "verliert" es an Ausstrahlung ...

31. Jul 2018

das geht ja hier nicht größer!