Wer hätte das gedacht? Endlich ist es der Menschheit gelungen, die Herrschaft über den Mond und all die Lebewesen auf ihm zu erlangen. Den dort Ansässigen, den sogenannten Sonderlingen, hat sie alles geraubt, was es für sie zu erbeuten gab. Ein ganz und gar friedliches Volk missbraucht sie nun für ihre Zwecke.
Dass die Erdlinge die Mondlinge beneiden, ist nicht allzu verwunderlich. Die Mondlinge leben im wahrsten Sinne des Wortes im Himmel, haben weite Wiesen voller verschiedener Bäume, Blumen und anderer Pflanzen, haben Flüsse und Teiche, Wasserfälle und Berge und sind dank ihres kostbaren Mondgesteins steinreich. Außerdem leben sie in vollkommener Eintracht miteinander und mit all den wilden Tieren, die auf dem gesamten Mond umherstreifen. Doch die Mondlinge haben dieses unfassbare Glück nicht sich selbst zu verdanken. Allein die Sonderlinge sind es gewesen, die all die vielen Häuser erbaut und all die schönen Landschaften gestaltet haben. Ein wahres Paradies haben sie für ihre Eindringlingen erschaffen und ihnen damit ein gänzlich stressfreies Dasein ermöglicht, doch erhalten sie dafür jemals einen Dank? Weiß irgendjemand von den Mondlingen zu schätzen, welch Mühen sich die Sonderlinge auferlegt haben, nur um sie zufrieden zu stimmen? Ganz und gar selbstverständlich ist es für die Mondlinge, dass die Sonderlinge ihre Sklaven sind und etwas für sie leisten müssen. Ganz und gar selbstverständlich, dass sie es ohne zu klagen und ohne jeglichen Widerstand tun.
Die eifersüchtigen Erdlinge üben schärfste Kritik an der Unterwerfung der Sonderlinge und wollen die Mondlinge für ihre Missetaten zur Rechenschaft ziehen, doch sie erweisen ihre Solidarität nicht aus Mitgefühl, sondern weil sie in ihrem Neid grundsätzlich alles an den Mondlingen verabscheuen. In ihrer Gier, deren Platz einzunehmen und allen voran das Mondgestein für sich zu erobern, planen die Erdlinge einen Krieg gegen die Mondlinge - unter dem Vorwand, den Sonderlingen helfen zu wollen, doch nicht alle sind dafür. Einige Wunderlinge, Bewohner eines benachbarten Planeten, können das grausame Vorhaben ganz und gar nicht nachvollziehen und schmieden gemeinsam mit den Erdentieren ihren eigenen Plan, nämlich einen Plan der Sabotage.
Als Gleichgesinnte mischen sich die Wunderlinge unter die Erdlinge und verfolgen auf diese Weise deren Vorbereitungen, um dementsprechend dagegen vorgehen zu können. Nashörner durchlöchern mit ihren Hörnern Autoreifen und Reifen von Lkws, verzögern dadurch Materialtransporte. Ameisen opfern ihr Leben bei Angriffen auf Ingenieure und Wissenschaftler, die die geplante Rakete entwerfen, und Hasen, Meerschweinchen und Hamster, indem sie Kabel durchnagen und damit für einen Kurzschluss nach dem anderen sorgen. Pferde überrennen bereit gelegtes Baumaterial, hübsche Frauen lenken mit aufreizenden Gewändern Arbeiter ab und attraktive Männer verführen Arbeiterinnen.
Schon bald ist das Projekt Unterwerfen wir den Mond zum Scheitern verurteilt. Alles auch nur Erdenkliche, was schief gehen kann, geht schief. Dass die Wunderlinge und die Tiere unter einer Decke stecken, durchschauen die Erdlinge schnell. Alle Verdächtigen – und mögen sie auch noch so unschuldig sein – werden in ein dunkles Verließ gesperrt, um nie wieder das Tageslicht zu erblicken. Erdentiere werden erbarmungslos gejagt und ausgerottet.
Dank des Internets bleibt den Mondlingen dieses Massaker nicht verborgen, doch es lässt sie unberührt. Was ihre in vielerlei Hinsicht zurückgebliebenen Artgenossen auf der Erde anrichten, ist ihnen gleichgültig – solange es nicht sie betrifft. Umso schwerer trifft es jedoch die friedliebenden Sonderlinge. Einige ganz besonders um Harmonie und Eintracht bemühte Friedlinge unter den Sonderlingen bauen mithilfe ihrer magischen Fähigkeiten ihre eigene Rakete, um den Wunderlingen und den Erdentieren zu Hilfe zu eilen. Dass ihre Kräfte versagen, sobald sie den Mond verlassen, können sie nicht ahnen.
So kommt es, dass der geplante Überraschungsbesuch auf der Erde von den Erdlingen nicht unentdeckt bleibt und ein mächtiger Torpedo die ankommende Rakete mitsamt den Friedlingen in die Luft sprengt, noch ehe sie zur Landung ansetzen kann. Große Aufregung und Verzweiflung brechen unter den noch übrigen Wunderlingen und Erdentieren aus, doch mehr noch betrauern und beklagen die Sonderlinge und die Mondtiere ihren Verlust.
Demonstrationen gegen die Erdlinge beginnen auf der Erde zu wüten. Zahlreiche Erdlinge verwandeln sich über Nacht zu Wunderlingen und zum ersten Mal wagen es die Sonderlinge, das Vorgehen der Artgenossen ihrer Unterdrücker schlechtzuheißen. Die Mondlinge hingegen leben weiter wie bisher. Wenn man nach ihnen geht, scheint es so, als ob es das Massaker nie gegeben hätte.
Sie sind doch selbst schuld! Geschah ihnen recht! Was fällt ihnen ein, uns zu hintergehen? lauten die Antworten, wenn die Sonderlinge in ihrer schüchternen Art die Mondlinge nach ihrer Meinung zu dem Abschuss der Friedlinge fragen. Kein Mitgefühl, kein Erbarmen kennen nicht nur die Erdlinge, sondern auch die Mondlinge. Dass die Erdlinge es aber auch auf sie abgesehen haben, wollen sie weder hören noch glauben.
Noch ärger fällt von da an die Jagd auf die Wunderlinge und die Erdentiere aus. Die Sonderlinge und Mondtiere weinen und klagen und flehen die Mondlinge um Beistand für die Verfolgten auf der Erde an, doch damit werden sie nur noch mehr von da an von den Mondlingen unterdrückt. Die Jagd geht weiter, bis kein Tier auf Erden mehr zu sehen und ein großer Teil der Menschheit ausgelöscht ist.
Das Schlimmste scheint vorüber, als das Blutvergießen endlich nachlässt, doch selbst wenn die Mondlinge sie nicht ernst nehmen und ihre Warnungen für Unfug halten, so sind sich die Sonderlinge und die Mondtiere sicher, dass nun auch ihr Ende naht. Nur eine Frage der Zeit ist es, bis die Erdlinge den Mond erreichen und die Macht über ihn an sich reißen wollen. Nur noch eine Frage der Zeit, bis auch sie der sichere Tod erwartet.
Neuerlich planen die Erdlinge wie von den Sonderlingen und den Mondtieren befürchtet, einen Eroberungsfeldzug am Mond. In ihren Kreisen befinden sich einige Wunderlinge. Nur noch wenige von ihnen sind übrig geblieben und am Leben. Umso mehr wollen diese den Erdlingen endlich das Handwerk legen und all dem Hass und der Brutalität ein Ende setzen.
Im Geheimen besprechen die Wunderlinge mit den Sonderlingen und den Mondtieren die nächsten Schritte. Die Erdlinge mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und sie zu töten, halten die Wunderlinge für die einzige Möglichkeit, den Mond mit all seinen Lebewesen wie auch die Erde selbst vor dem Niedergang zu bewahren. Noch nie haben Sonderlinge getötet und weigern sich daher, diese Idee zu unterstützen. Stattdessen schlagen sie vor, nach friedlicheren Lösungen zu suchen, doch nicht einmal die Mondtiere glauben mehr daran, dass es solche gibt. In ihrer aufkommenden Panik nehmen sie Kontakt mit Schützlingen auf – Wesen, die in einem Raumschiff leben und als die treffsichersten Schützen des gesamten Universums gelten – und vertrauen ihnen ihr Problem an. Sogleich begeben sich die Schützlinge auf die Reise zur Erde und beschießen sie mit ihren Laserkanonen.
Das Wehklagen, Weinen und völlige Chaos erreichen den Höhepunkt. In Rekordgeschwindigkeit schreitet die Vernichtung der Erdlinge voran, die vorgewarnten Wunderlinge verstecken sich. Die Ausrottung der Erdlinge scheint besiegelt, doch diese haben noch einen Trumpf in der Hand. Mit Atomraketen wollen sie sich gegen ihren unsichtbaren Feind wehren, deren Einsatz schlägt jedoch fehl. Nicht in das Raumschiff der Schützlinge schlagen sie ein, sondern kehren auf die Erde zurück und zerstören dort alles Leben. Einen letzten Schuss feuern die Schützlinge ab – es ist ein Schuss zu viel. Wider Erwarten reicht er aus, um die Erde zum Explodieren zu bringen. Mit großer Wucht werden die Trümmer durch das Weltall geschleudert. Riesige Brocken zerreißen das Raumschiff mitsamt den Schützlingen an Board und auch der Mond mit all seinen Lebewesen, die darauf wohnen, wird in Tausende Stücke zersplittert. Wenige Momente genügen, um die Erde sowie den Mond mit allen Leben für immer zu vernichten. Wenige Momente, die die Menschheit sich selbst zuzuschreiben hat.