Das Märchen von den Tanzkreisen

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Die Musik erklang und das Tanzfest war eröffnet. Alle erhoben sich und ergriffen die Hände der Nebenstehenden. Fröhliches Lachen erklang, als Gruppe zu Gruppe fand.
Da drehten sich die Schönen, dort die Klugen, die Begabten, die Strahlenden, die Weichherzigen, die Hilfsbereiten und hier die Fröhlichen, die alle mit ihrem Frohsinn ansteckten. Mitunter mischten sich diese Kreise, denn es gab nicht nur die Einseitigkeit, sondern viele Eigenschaften paarten sich mit anderen. Jeder hatte für sich eine Auffälligkeit, die Andere für ihn einnahm.
So entstanden Tanzgruppen, die sich umeinander, miteinander drehten. Um sie herum war es warm und hell. Doch ganz fern in einer Ecke hatten sich aus den anderen Kreisen einige gelöst und bildeten einen Kreis, der dunkel anmutete. Ein Wabern lag über ihnen in der Luft und es strömte Kälte aus, sodass die Anderen darauf bedacht waren, immer mehr Zwischenraum zwischen ihren und den ganz kleinen Kreis zu bringen.
Zwar versuchten jene im Abseits immer wieder den einen oder anderen Ahnungslosen in ihren Kreis zu ziehen. „Wir sind besser, wir sind klüger, wir sind ohne Fehl und Tadel, wir sind das Non plus Ultra“ - Tuschelnd, zischelnd, falsch lächelnd, mit frömmlerischen Reden, sich selbst immer mehr beweihräuchernd hatten sie auch ab und zu kurzfristig Erfolg, doch so nach und nach vermissten die so Geworbenen die Wärme, die Fröhlichkeit, das Echte und Finger für Finger streckten sie aus, um sich wieder in die großen Kreise einfügen zu können.
So blieb der Anstifterin, dem Neid, der Geltungssucht, der Boshaftigkeit, der Intrige, der Scheinheiligkeit und der Verleumdung absolut nichts anderes übrig, als weiter in ihrer Ecke zu tanzen, sich gegenseitig anzustacheln und Neues zu ersinnen, wie sie die Kreise stören könnten.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann drehen sie sich immer noch umeinander.

© Flora von Bistram

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