Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 161

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

161. Schritt

Es gibt außer Gott nur noch einen Gott…
Nein!
Es gibt keinen, außer Gott…
Auch wieder nicht!
Oh Gottohgott! Daß ich mir diesen Schmonsens einfach nicht merken kann… Dabei wird es doch immer wichtiger uptogott zu sein. Die Glaubensjünger nehmen in allen Sparten, wo es außer Gott keinen mehr gibt, doch ständig zu. Und ich habe Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis! So kann das einfach nicht weiter gehen.

Das Geschnatter der Propheten hat mich außerdem völlig verwirrt. Aus jeder Ecke tönt, nein dröhnt mich einer an. Dazu kommen die vielen Unterabteilungen der Hauptrichtungen. Da legt einer besser aus als der andere, und Jünger zu sein ist deshalb auch nicht ganz einfach.

Überhaupt habe ich Schwierigkeiten damit: ich werde immer älter – von jünger keine Spur. Nur vernünftiger werde ich nicht. Im Gegenteil, die Auslegungen der Vernunft machen mich noch komplett kirre! Früher, da glaubte ich an die Aufklärung. Ich meinte, je mehr der Mensch in Erfahrung bringt, desto neuer beginnt er zu denken.

Auch damit war’s offensichtlich Essig!

Vielleicht hat den Menschen das Denken zu sehr angestrengt und er braucht eine „Erholung“? Oder die Evolution steuert einen Tiefpunkt an? Oder es gibt eben doch verschiedenartige Menschen? Nehmen solche, die gerne denken wollen / können prozentual ab?

Zugegeben: das Denken hat uns zwar auf den Mond und an den Rand der völligen Vergiftung – also nicht unbedingt wirklich weiter gebracht. Sollten wir aber deshalb jetzt sofort damit aufhören? Zugegeben: das Denken hat uns offensichtlich in ein komisches, selbstverleugnendes Labyrinth geführt, an dessen Ende wir unaufhörlich in Sackgassen landen werden.

Es stimmt schon: wir streiten einfach alles ab, was wir in den letzten paar tausend Jahren gelernt haben, wir verachten jede Gefahr und kommen mit derart hirnrissigen Thesen daher, daß einem schlecht werden könnte. Und es stimmt auch, daß dies vor allem denen nützt, denen schon immer alles genützt hat. Sollen wir deshalb gleich annehmen, eine Umkehr sei gar nicht mehr möglich?

Alles sieht ganz danach aus! Dies abzustreiten wäre wohl ebenso hirnrissig wie unsere neuesten Thesen. Wir wissen ja nicht einmal mehr über unsere Herkunft Bescheid!

Ahh – darin liegt die tiefste Weisheit der Natur, jetzt hab‘ ich’s begriffen! Bei um sich greifender Verblödung hilft nur noch Gedächtnisverlust! Vergessen wir doch einfach alles was möglich gewesen wäre und rutschen wir ab, in den primitiven Überlebenskampf. Dann wird sich schon wieder herausstellen, wer kann und wer nicht. Oder?

Nnnnöö! Auch wieder nicht! Beim gegenwärtigen Stand der totalen kriegszustandsähnlichen Unterschiedslosigkeit fehlen uns wahrscheinlich sowohl die Ressourcen, wie auch die Rückzugsmöglichkeiten. Eine Renaissance des Geistes wäre damit ausgeschlossen!

Nicht ausgeschlossen sind die unendlichen Möglichkeiten des Glaubens in Krieg und Frieden. Bei entsprechender Schädelverflachung lassen sich daraus bestimmt noch die schönsten Ereignisse basteln. Also von vorne – wie heißt das doch gleich wieder?

Außerhalb Gottes ist gar nichts?
Nein!
Wir trinken jetzt einen auf Gott?
Das hört sich auch irgendwie falsch an.
Meine Güte, dann falle ich halt diesen Göttern, die es da gibt, ohne daß es einen außer dem andern gibt, zum Opfer und lasse mich von dieser Schlammlawine begraben, die nur Schmonsens im Sinn hat.
Was könnte ich schon dagegen tun?! Wahnsinnig werden?

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten

Interne Verweise

Kommentare

04. Jun 2015

An jeder Ecke ein Prophet!
(DER Arbeitsmarkt wirkt aufgebläht...)

LG Axel