Dreimal am Tag gehe ich bei Wind und Wetter mit meinem Hund Karlchen nach draussen. Dann filme ich ihn jeweils genau eine Minute lang. Am Abend schneide ich die Filme zu einem Tagesfilm zusammen und katalogisiere ihn. Gemeinsam mit Karlchen schaue ich dann den Tagesfilm an. Am Samstagabend schauen wir die Filme der ganzen Woche an. An Silvester schauen wir die Filme des ganzen Jahres an. Karlchen ist immer ganz aufgeregt und wedelt mit seinem Schwanz. Manchmal springt er vom Sofa auf und geht ganz nahe an den Fernseher heran. Manchmal schleckt er den Hund am Fernseher ab. Ich trinke dann mein Bier, esse meine Fritten und freue mich, dass Karlchen seinen Spass hat.
Letzten Silvester rief eine alte Bekannte an und fragte, wie es mir ginge. "Gut", sagte ich. "Wollen wir etwas trinken gehen?", fragte sie. "Nein danke", sagte ich, "ich muss noch einige Filme mit Karlchen anschauen."
© René Oberholzer