Meine Frau und ich, wir freuen uns auf jedes Wochenende. An den Samstagabenden kochen wir jeweils ein 5-Gang-Menü und reden während des Essens über die Gegenstände, die wir in der Wohnung als nächstes loswerden wollen. Nach langen und intensiven Diskussionen einigen wir uns dann auf einen gemeinsamen Gegenstand. Da wir alle Gegenstände in unserer Wohnung zusammen ausgewählt haben, wird auch keiner von uns benachteiligt, obwohl sich im Laufe der Zeit zu gewissen Gegenständen Emotionen aufgebaut haben. Nach dem 5-Gang-Menü nehmen wir den Gegenstand, den wir loswerden wollen, und stellen ihn in die Garage. Am Montag wird der Gegenstand von mir und meiner Frau entsorgt. Am Mittwoch gehen wir ins nächste Einkaufszentrum, ersetzen den alten Gegenstand, und so geht das das ganze Jahr über. Am Ende des Jahres haben wir 52 Gegenstände aus unserer Wohnung entsorgt und durch 52 neue Gegenstände ersetzt. In der letzten Zeit habe ich das Gefühl, dass meine Frau mich immer mehr als Gegenstand betrachtet. So sagt sie z.B. "Du alter Löffel" oder "Du komischer Teddybär" oder "Du vergilbte Tasse".
© René Oberholzer