„Jetzt zeig schon“, sage ich. Seit Wochen habe ich zu meinen Kollegen ein angespanntes Verhältnis. Ich habe immer das Gefühl, dass sie immer mehr Distanz zu mir aufbauen. Vor nicht einmal fünf Minuten habe ich Donnie zur Rede gestellt, er ist schon immer einer der schwächeren gewesen. Donnie atmet einmal tief ein und aus und dann holt er sein Smartphone hervor. Er geht auf Google, gibt ein paar Begriffe ein, die mich nicht interessieren. Dann steckt er Kopfhörer in das Handy, drückt auf den Link und gibt mir das Smartphone. Ich bin etwas, irritiert, als er weggeht, aber wende mich wieder dem Video zu. Und da bin ich. Da bin ich, wie ich meine Freundin von hinten nehme. Mein Herz schlägt schneller und ich fange an zu schwitzen. Ich gehe in zu den Mitarbeiterklos und setze mich dort auf eine der Toiletten. Nachdem ich das Video durchgeskippt habe, gehe ich auf den Kanal und da sind Hunderte dieser Videos – alle aus der Anfangszeit unserer Beziehung, denn jetzt läuft da gar nichts mehr. Alles nur wegen Geld?
Sie hat mir immer erzählt, dass sie im Internet mit Aktien handelt und dadurch ein bisschen was dazu verdient, aber Pornos, wo ich unfreiwillig mitmache?
Das erste Video ist 11 Monate her, da sind wir vielleicht einmal eine Woche zusammengewesen, es ist noch ihre Wohnung, aber die neuen sind eindeutig meine.
Ich scrolle weiter nach unten und finde einen anderen Typen. Das letzte Video mit ihm hat keine Woche Abstand zu meinem. Als ich weiterscrolle, finde ich den nächsten. Auch kein Abstand. Fällt irgendwas vor und sie sucht sich einfach den nächsten? Ich beiße mir auf die Lippe, bis etwas Blut hervorquillt. Scheiße. Das letzte Video, das auf dem Channel erschien ist nun knapp zwei Monate her. Hat sie es aufgegeben? Hat sie eingesehen, dass sie glücklich mit mir ist?
Ich massiere meine Nasenwurzel und stehe wieder auf, gehe zu Donnie, gebe ihm das Smartphone und bedanke mich knapp.
Ich muss mit ihr sprechen, vielleicht weiß es zumindest der Chef noch nicht. Den Rest der Arbeitszeit kann ich mich kaum konzentrieren und ich bin froh, als ich endlich ins Auto steige und Nachhause fahre. Ich steige aus, gehe zur Tür und will den Schlüssel in das Schloss schieben. Doch dann halte ich inne. Wie hat sie mich gefilmt. Ich versuche den Winkel und die Entfernung mir in Erinnerung zu rufen und dann fällt es mir ein. Zwei Stofftiere, die sie immer bei sich haben wollte und auch schon in ihrer alten Wohnung waren. Ich ziehe den Schlüssel zurück und setze mich auf die Stufe, fange an meine Faust zu ballen und atme tief ein und aus. Ich gehe in die Garage und hole meine Axt. Die Stofftiere stehen seit zwei Monaten im Zimmer meiner vierjährigen Tochter.