Als er den Wohnsitz gewechselt hatte, ging er am neuen Ort ins Gemeindehaus und fragte, welche Vereine sich im Dorf befänden. Nachdem er alle wichtigen Angaben erhalten hatte, ging er nach Hause und überlegte sich, welchem Verein er beitreten wollte. Schliesslich entschied er sich, bei allen zehn Vereinen im Dorf Mitglied zu werden. Das sprach sich schnell herum. Da Hans Hugentobler sich sehr engagierte, wurde er bereits nach einem Jahr von sechs Vereinen angefragt, ob er im Vorstand mitarbeiten wolle. Hans Hugentobler sagte überall zu. Da er schauen musste, wie er den Termin im Turnverein und im Männerchor miteinander verbinden konnte, schickte er seine Frau alle zwei Wochen in den Turnverein, wenn er im Männerchor wieder proben musste.
Hans Hugentobler war ein gutes Vorstandsmitglied, er wurde bald einmal in allen sechs Vereinen zum Präsidenten gewählt. Eines Tages sagte er zu seiner Frau, dass er nicht mehr zur Arbeit gehen würde und dass sie nun für ihn und den Hund aufkommen müsse. Seine Frau, die jahrelang den Haushalt geführt hatte, erschrak und suchte sich drei Tage später eine Arbeit im Dorf. Er sass in der Stube, schmiedete auf dem Diwan Pläne, was man in den sechs Vereinen noch verbessern oder erneuern könnte. Am Abend putzte er sich heraus und ging mit seinen besten Kleidern in die Vereine.
Hans Hugentobler war mit seiner Arbeit sehr zufrieden. Wenn er nach Hause kam, lag seine Frau bereits im Bett und schlief. Dann setzte er sich hinter seine Vereinsbücher und trug die Namen der Mitglieder ein, die am Abend anwesend gewesen waren.
Eines Nachts erwachte seine Frau unerwarteterweise aus ihrem Schlaf, ging unruhig in der Wohnung umher und sagte: "Ich will Bürgermeisterin werden! Ich will Bürgermeisterin werden!"
© René Oberholzer