Jerusalem vor etwa 2000 Jahren. Eine große Hungersnot brach über das Land herein und überall, wohin die Menschen auch blickten, sahen sie die köstlichsten Speisen. Da kam Jesus. Bescheiden auf einen Esel ritt er in die Stadt ein und zog jegliche Aufmerksamkeit auf sich. Die Menschen freuten sich. Vor Begierde begannen sie zu sabbern und schmiedeten die bösesten Pläne. Jesus kannte ihre Gedanken und wusste, was ihm bevorstand, doch er fürchtete sich nicht. Seinem Schicksal wollte er sich tapfer stellen, seine Bestimmung sollte sich noch am selben Tag erfüllen.
Der Esel war der erste, der der Gier der Menschen zum Opfer fiel. Jesus war kaum abgestiegen, riss sich die Horde um ihn herum auch schon um das Tier. Mitleid hatte Jesus mit ihm aber dennoch nicht. Nicht anders sollte es ihm selbst ergehen und wenn er schon als Messias all das erdulden musste, dann erst recht solch ein dummes Tier wie sein Esel.
Ein heftiger Streit gefolgt von einer Rauferei brach unter den Menschen aus, ein jeder war scharf auf den Esel. Da ging Jesus dazwischen und schon war auch er an der Reihe. Wie die Verrückten zogen und zerrten die Menschen an ihm, nun wollte auch ihn ein jeder haben. Einem Mann mit einem Dolch gelang es schließlich, ihn für sich zu erobern, und ihn von der Menge weg zu bekommen. Der Mann pries Gott für das weiße und zarte Lamm, das er vor Hunger gefangen zu haben glaubte, und schlachtete es bei sich zuhause. In unzählige Stücke zerschnitt er Jesus, der auf diese Weise sein Leben hingab, um den Hunger einer ganzen Familie zu sättigen.
Die Frau des Schächers kochte das vorbereitete Fleisch und setzte es ihrer Familie als Abendmahl vor. Für ihren Sohn war es das letzte Abendmahl. So sehr grauste er sich vor dem Geschmack des Fleisches, sodass er sich von da an weigerte, jemals wieder einem Abendessen seiner Familie beizuwohnen. Und auch die Frau war entsetzt über die schlechte Qualität des Fleisches. Nicht ein Lamm hatte ihr Mann erlegt, sondern einen zähen Bock. Das war der Frau zu viel. Zum ersten Mal in der Geschichte Jerusalems kam es dazu, dass sich nicht ein Mann von seiner Frau, sondern eine Frau sich von ihrem Mann scheiden ließ. Jesus hatte es zwar nicht geschafft, den leiblichen Hunger der Familie zu stillen, doch zumindest den Hunger seiner Köchin und den Hunger so vieler Frauen nach Freiheit. In der damals durch und durch patriarchalen Gesellschaft wurde dieses Ereignis natürlich verdrängt und sogar die Kirche verfälschte Jesu wahren Tod – aus Angst, ihre Macht und ihren Einfluss zu verlieren. Dennoch sollte es dem Gedenken daran dienen, welch revolutionären Schritt Jesus den Frauen durch seinen Tod ermöglicht hat, wenn man in der Kirche heute noch sagen hört: Lamm Gottes, das für uns geschlachtet worden ist.