Kein Haus wie meins

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von Marie Mehrfeld

Gefächertes Licht fällt aus halboffenen Fenstern, ausgedünnte Lust wabert auf nie begangenen Wegen, ferne Sternenwelten funkeln geheime Zeichen, ich zähle lächelnd die Strände meines Lebens, braune Haut vom gelben Sand paniert, und da warst Du, das Fliegen zu zweit, für immer und ewig und dennoch vergeblich, ferne Leuchttürme blinkten hoffnungsvoll, flatterndes Lametta gab den Rhythmus vor zu wild getanzten Nächten, der Augenblick zählte,

die Kähne gelebten Lebens, beleuchtet von schwebenden Lampions zärtlichster Schattierungen, scheppernd klagend am Rand meines begrenzten Horizonts ziehen müde Klepper gefälltes Holz aus dem Windbruch, Trümmer gewaltiger Stürme, großer und kleiner gescheiterter Träume, da waren seine leichten und schweren Worten, denen Wärme fehlte, und Schläge, die Tränen, fragile Luftschlösser über vergeblichem Suchen,

die Gewalt des dräuenden Brüllens war da, Angst in bebenden Kellern, gefangen in schweren Gedanken, in Ketten die Freiheit des Denkens, ausradierte Städte, rauchend im blassen Grau trostloser Dämmerungen, sie sind in mir, die toten Väter, Mütter, Schwestern und Brüder, die hungernden Kinder, verwüsteten Straßenzüge, die splitternden Fensterscheiben und das Feige im Blick der Anderen, nichts sehen, nichts hören, nichts wissen wollend, untilgbare Schuld,

die Jahre haben Furchen gegraben in mein Gesicht und in Deins, nun fließen fremde Landschaften im Gegenstrom, doch über allem immer noch das Glück himmlischer Farben und Töne, die uns halten, und die wendischen Winde auf der Suche nach Hoffnung, der Brücke zwischen den Heimaten unserer Leben, unerbittlich fliehend wie die Zeit, und vor den Fenstern unverdrossen vier Birken schwarzweiß, licht begrünt, alte Geschichten wispernd, und kein Haus ist wie meins.

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