Story XXV: Slaughter day - Page 2

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der launische Kevin keinen Bock mehr auf das ganze Klimatheater hätte.
„Also Elisabeth, Du bist wirklich eine kleine Schlampe! Demnächst kontrollierst Du alles, bevor Du den Frühstückstisch deckst. Zur Strafe reinigst Du, nachdem Du hier alles aufgeräumt hast, die Toilette und bekommst 3 Wochen Stubenarrest.“
Das stupide Gelächter des karriereförderlichen Nachkommen ignorierend, fuhr der väterliche Tyrann mit der Befehlsausgabe fort.
„Opa Armin geht jetzt auf seine Dachkammer und denkt über den Klimawandel nach. Anette, Du mähst jetzt den Rasen mit der Haushaltschere und gehst danach einkaufen!“
Derweil verklangen die Lachsalven des lustigen Kevins, der hinsichtlich des liebevollen Blickes mit dem ihn sein Vater bedachte breit grinste.
„Kevin, mein geliebter Sohn, möchtest Du nicht gerne mit deiner Paystation 62 ½ spielen?“
Der Angesprochene lächelte huldvoll. Ne Runde zocken war nicht übel, vielleicht könnte er ein bisschen tierquälerischen Spaß mit Elisabeths Vogel oder seinem ramponierten Goldhamster haben.
„Ich begebe mich nun in das Arbeitszimmer zum Homeoffice und wünsche nicht gestört zu werden. Das Frühstück ist beendet, ab jetzt!“
Einträchtig, in gegenseitigem Hass vereint, verließ die Familie den Frühstückstisch und die Dunkelgräfin griff nach dem Verstand des ausgewählten Opfers.

*

Der Nymphensittich kuschelte sich wohlig in die Hände der ihn vermeintlich tragenden Person. Dieses Wohlbehagen fand jedoch ein jähes Ende, als der Vogel unversehens in das halbvolle Spülbecken der Einbauküche gesetzt wurde und nach kurzer Überraschung mit sich vollsaugendem Gefieder um sein Leben kämpfte.
Derweil kontrollierte die Dunkelgräfin ihr Opfer, dessen Verstand sich in einer Art Traumzustand befand, vollständig. Dabei standen der ‚schwarzen Frau‘ sämtliche motorische Funktionen des Wirtskörpers zur Verfügung. Eigentlich beabsichtigte sie in einem ersten Impuls das dämliche Federvieh einfach zu zerquetschen und/oder in der Toilette zu versenken. Schnell besann sich das Schattenwesen und füllte besagtes Spülbecken mit der Menge Wasser, die gerade ausreichte, dass der Vogel gerade nicht darin stehen konnte und nach einer gewissen, vergnüglichen Zeit qualvoll ersaufen musste.
Amüsiert betrachtete der Parasit aus der Zwischenwelt die vergeblichen, allmählich schwächer werdenden Bemühungen des bedauernswerten Haustiers. Schließlich gelangweilt gönnte sie sich einen kurzen Blick auf die sonstige Einrichtung der auf Hochglanz polierte Küche, um boshaft kichernd eine spontane Idee in die Tat umzusetzen.
„Armer Hansi, Du bist ja ganz nass geworden.“
Geschickt nahm sie den halbtoten und nun völlig apathischen Vogel aus seinem schrecklichen Bad.
„Da müssen wir dich doch wohl trocknen!“
Schnell platzierte die Dunkelgräfin den Nymphensittich auf das Drehtellerchen der offenen Microwelle, verschloss dieselbe und schaltete das Gerät auf maximaler Stufe ein. Als das Objekt des unkonventionellen Tierversuches kurz darauf explodierte, verließ ‚die schwarze Frau‘ fröhlich lachend die Küche.

*

Armin, das enkelbedingte Titular-Klima-Rüsseltier, döste ziemlich angeheitert auf der abgewetzten Couch in seiner bescheidenen Dachkammer. Auf dem billigen Campingtisch stand eine nach Trinkgenuss wieder verschlossene Flasche ‚Danziger Abwasser‘, die der Alte binnen kurzer Zeit zur Hälfte geleert hatte. Da der finanziell geschätzte Großvater den größten Teil seiner Rente an den selbstliebenden Sohn abdrücken durfte, verblieben ihm für seine persönlichen Bedürfnisse recht bescheidene Mittel. Obwohl Opa Zahlemann zu den Jahrgängen gehörte, die noch eine relativ anständige Rente bezogen, ähnelte er doch durch die besondere Fürsorge seines Sprösslings vermögenstechnisch jenen, die durch die versicherungsaffine, asoziale Riester Reform – bei der Arschillianz knallten bekanntlich die Sektkorken – am Rande des Existenzminimum dahinvegetieren mussten; der ‚Dank des Vaterlandes‘ für lebenslange Arbeit. So konnte sich der Alte gerade noch erwähnten, billigen Fusel des Diskounters ‚Schiddl‘ besorgen, der in robusten Steingutflaschen abgefüllt war. Wie sich der geneigte Leser sich vermutlich vorzustellen vermag, machten den Löwenanteil der Unkosten erwähnte Behältnisse aus, sodass das gar köstliche Gesöff nicht nur dem Namen nach als ‚Abwasser‘ bezeichnet werden konnte; gerüchteweise benutzte die russische Mafia das Getränk, um kostengünstig Leichen darin aufzulösen. Jedenfalls machte die grünliche Flüssigkeit Opa Armin ordentlich Spaß im Kopf, sodass er seine miserable Lage bis ungefähr Mitte des Monats – da gingen ihm nämlich die Mittel aus und der große Katzenjammer begann – ausblenden konnte.
Untermalt wurde das Ganze durch des Großvaters altersschwaches Radio, aus dem gerade die Sendung ‚Dementia Musica‘ des staatsfunklichen Senders ‚DDR3‘ mit ausgesuchten Stücken leicht debiler Volksmusik vollmundig ertönte. Das direkte Nachfolgemodell des berühmten ‚Volksempfängers‘ war eines der wenigen Artefakte aus Opa Armins einst reichhaltigem Inventar, den Rest verscherbelte der getreue Abkömmling anlässlich des Einzugs seines Erzeugers in den bisher ungenutzten Dachboden.
Momentan kreisten die Gedanken des unedlen Greises um die jüngsten Ereignisse während des gemeinsamen Frühstücks und das Verhalten seines Sohnes, den er doch nach seinem Ebenbilde erzogen hatte.
Auch wie süß waren die Zeiten, als er noch den Macho-King der Karenz-Barracken mimte. Vor den örtlichen Schlägern und jeder Art von Obrigkeit kniff Arminius Maulheldius seinen kümmerlichen Schwanz ein, aber dafür spielte der stolze Bürogehilfe eine gar unterdrückerische Rolle gegenüber seiner Familie, die manchen brutalen Tyrannen vor Neid hätte erblassen lassen. Ach, wie oft züchtigte er damals wohlwollend seine Frau, weil das Essen nicht den richtigen Wärmegrad besaß? Hatte der wenig selbstlose Patriarch nicht aus reiner Herzensgüte und weil er tatsächlich glaubte, dass ihn sein Filius später versorgen würde, den geliebten Sohn nicht gelegentlich durch ordentliche Prügel unterstützt, seine ‚höhere Schule‘ zu absolvieren? Und die gelegentlichen Schmiergelder an die Lehrerschaft, sollten die umsonst gewesen sein? Mit Tränen narzisstischen Selbstmitleides in den Augen, fragte sich der wenig bedauernswerte Alte, womit er dieses elende Schicksal verdient hätte. Aber zumindest, so ging es tröstlich durch des unedlen Greises Gehirn, benahm sich der undankbare Abkömmling wie ein ‚richtiger deutscher Mann‘!
Ein merkwürdiges Kichern riss Opa Armin aus den bitter nostalgischen Tagträumen. War das etwas wieder dieses kleine Mistbalg? Neuerdings pflegte das munter liebevolle Enkelchen den wenig geachteten Großvater bei seinem ‚Frühschoppen‘ zu stören, ihn anzuhusten, laut ‚Corona‘ zu brüllen und dann lachend wegzulaufen. Naja, so dachte der entmachtete Tyrann versöhnlich, benimmt der sich eigentlich ja wie ein richtiger, kleiner Hitlerjunge. Nur leicht genervt öffnete der Alte die Augen.
„Was willst Du …“
Unsanft wurde der Ausspruch Armins des Unweisen unterbrochen, weil nämlich die massive Steingutflasche seines speziellen Lieblingsgetränks recht unsanft mit der großväterlichen, nicht nur im physischen Sinne ‚weichen Birne‘ kollidierte.
Katzenartig hatte sich die Dunkelgräfin in die bescheidene Behausung des Alten geschlichen, sich die klobige Flasche ‚Danziger Abwasser‘ gegriffen und bearbeitete nun vergnügt lachend den Kopf ihres Opfers auf eine Art, die

Meinem Pal Jürgen gewidmet.

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Kommentare

04. Okt 2020

Die BLAUE Frau ist auch kaum besser -
Kriegt die kein Bier, wetzt sie die Messer ...

LG Axel

04. Okt 2020

Ich bevorzuge da die 'grüne Fee', die sich aber leider in der BRD nicht offiziell zeigen darf.
Cheers JU

05. Okt 2020

durchaus kurzweilig!

LG Alf

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