Als ich meinen ersten Hund im Tierheim abholte, freute ich mich sehr. Wowie wedelte mit dem Schwanz, und das machte mich für die Zukunft zuversichtlich. Wowie hiess ursprünglich Bruno, doch das gefiel mir nicht. So benannte ich Bruno in Wowie um, eine Mischung aus Howie, meinem Ex-Mann, und wow, diesem Wort, das für Begeisterung steht. Als mich mein Mann wegen einer Fitnesstrainerin verlassen hatte, trug ich noch immer viel Liebe mit mir herum, die ich weitergeben wollte. Zuerst musste sich Wowie an mein Haus gewöhnen, das mir mein Ex-Mann überlassen hatte. Mehr und mehr liess ich Wowie auch an mich heran. Nach unzähligen Stunden in der Hundeschule, die Wowie mit Bravour absolviert hatte, erlaubte ich ihm, auf einer Decke in meinem Schlafzimmer zu übernachten. Wieder einige Monate später durfte Wowie im Bett meines Ex-Manns die Nacht verbringen. Anfänglich roch Wowie ein wenig streng, doch ich duschte ihn dann jeden Abend, und so gewöhnte ich mich an seinen Geruch, wie ich mich auch an den Geruch meines Ex-Manns gewöhnt hatte. Allerdings furzte Wowie nicht. Wowie war ein schöner und kraftvoller Hund mit einem glänzenden Fell, die Menschen schauten sich nach uns um.
Wowie und ich hatten eine gute Zeit, bis sich meine Nachbarin auch einen Hund gekauft hatte. Als Wowie sich mehr mit der Hündin meiner Nachbarin als mit mir abgab und nur noch auf der Decke auf dem Boden schlafen wollte, wusste ich, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis Wowie sich an der Hauseingangstüre niederlassen und ich als seine schöne Ernährerin trotz guter Haltung nur noch die zweite Geige spielen würde. Dieser Entwicklung musste entgegengewirkt werden. Als die Hündin der Nachbarin an einem kalten Novembertag alleine zu Hause war und den Hunden aus der Nachbarschaft hinterherbellte, geschah das, was geschehen musste. Ich konnte ja nicht zulassen, dass diese Hundeschlampe der Nachbarin mich in ein erneutes Loch reissen würde.
© René Oberholzer