O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf,
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für
Zu retten diesen schönen Stern
Auf dem wir leben ja so gern
Der Himmel hat das Licht gebracht
Die Erde hat sich aufgemacht
Das Wasser ist entstanden hier
Die Lebensquelle für und für
Die Winde haben es bewegt
Die Geister langsam sich geregt
So viel, was hier geworden ist
In Jahrmilliarden, wie ihr wisst
Ein großer Garten ist die Erd‘
Er ist die Müh‘ und Plage wert
Oh lasst uns hüten diesen Ort
Mit Herz und Hand und gutem Wort
Dass jeder Baum geachtet wird
Und jedes Tier die Hoheit spürt
Ein Heiland mag uns hier ersteh’n
Ein jeder mag ihn in sich seh’n
Er öffne Himmel, Schloss und Tür
Verleih uns Herz, Geist und Gespür
2016 - Das barocke Adventslied (Friedrich von Spee 1622, Vers 1 ist original) ist eine Rezeption alttestamentlicher prophetischer Sehnsucht: „Taut ihr Himmel von oben, ihr Wolken laßt Gerechtigkeit regnen. Die Erde tue sich auf und bringe Frieden hervor; sie lasse Gerechtigkeit sprießen“ (Jes 45,8). „Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen“ (Jes 63/19). Hier ein Versuch, das Alte mit Neuem zu verbinden.