O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf,
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für
Zu retten diesen schönen Stern
Auf dem wir leben ja so gern
Der Himmel hat das Licht gebracht
Die Erde hat sich aufgemacht
Das Wasser ist entstanden hier
Die Lebensquelle für und für
Die Winde haben es bewegt
Die Geister langsam sich geregt
So viel, was hier geworden ist
In Jahrmilliarden, wie ihr wisst
Ein großer Garten ist die Erd‘
Er ist die Müh‘ und Plage wert
Oh lasst uns hüten diesen Ort
Mit Herz und Hand und gutem Wort
Dass jeder Baum geachtet wird
Und jedes Tier die Hoheit spürt
Ein Heiland mag uns hier ersteh’n
Ein jeder mag ihn in sich seh’n
Er öffne Himmel, Schloss und Tür
Verleih uns Herz, Geist und Gespür
2016 - Das barocke Adventslied (Friedrich von Spee 1622, Vers 1 ist original) ist eine Rezeption alttestamentlicher prophetischer Sehnsucht: „Taut ihr Himmel von oben, ihr Wolken laßt Gerechtigkeit regnen. Die Erde tue sich auf und bringe Frieden hervor; sie lasse Gerechtigkeit sprießen“ (Jes 45,8). „Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen“ (Jes 63/19). Hier ein Versuch, das Alte mit Neuem zu verbinden.
Kommentare
Bewegte, begeisterte Zustimmung zu Text und Bild!
Und wie schön, dass dieses Lied vom musizierenden Autor auch gesungen wurde! Vieles berührt mich dadurch zusätzlich und gewinnt an Gewicht.
Wie wäre es, ein solches Lied einmal in einem Adventsgottesdienst zu singen?!
Es grüßt dankbar hcheim
Hallo Jürgen,
das habe ich wirklich gerne gehört, hat mich irgendwie in ganz alte Zeiten versetzt; ein Gefühl, wie ich es nur aus Filmen von z.B. Umberto Ecco kenne - eine Welt, in die man ganz hineintauchen möchte. Deine Stimme passte auch hervorragend zum Text und zur - schönen - Melodie.
Vielen Dank.
LG Annelie
Danke Euch sehr! Habe das heute morgen eingespielt, während die Handwerker mir einen neuen Küchenschrank einbauten. So richtig Advent im Alltag! Mit herzlichen Grüßen! Jürgen Wagner
Eine lautlose Reverenz von
Paola
Das Festhalten an eigener persönlicher Erinnerung verstellt mitunter den Blick auf den Wandel der Zeit und dass jeder das Recht hat, neue Erfahrungen einzubringen. Ich bedaure Herrn Martens sehr, dass Ihm diese Möglichkeit anscheinend fehlt und er außerstande ist, sich dem zauberhaften Gesamteindruck der hier veröffentlichten Darbietung des begnadeten Jürgen Wagner – Vers, Musik und Gesang hinzugeben – Ihm geht dadurch sehr viel verloren.
Paola Keren
Liebe Paola Keren,
auch wenn Sie sehr Recht haben mit Ihrem Plädoyer für neue spirituelle Erfahrungen, so kann ich alte Frau doch auch Herrn Mertens verstehen, der dieses Lied als unangetastete Kindheitserinnerung bewahren will.
Doch könnte nicht das Alte UND das Neue, das Neue UND das Alte gleichberechtigt nebeneinander stehen ?
Lieber Herr Mertens, bei Ihnen frage ich mich, ob Sie mit "der Zeit, an der alles an der Realität vorbeigeht" nicht Ihr persönliches Weltbild ein wenig zu absolut setzen. Bei meiner Therapeutuin hing der Spruch an der Wand: "Für weise und klujg halten wir diejenigen Menschen, die derselben richtigen Ansicht sind wie wir."
In diesem Sinne grüße ich Sie beide herzlich!
hcheim