der anlass nichtig
eine reise
was geschah doch wichtig
die gleise
auf denen ich fuhr
brachten mich aus der spur
auf eine sehr leise weise
besuch in der stadt
die als kind
mich beheimatet hat
wo ich blind
sprichwörtlich genannt
jeden weg fand
gewohnheitsmäßig bedingt
für‘s geschäft an der ecke
pizzadienst heute
lief ich manche strecke
brachte für leute
reklame ins haus
kannte mich aus
fünf d-mark die beute
lang geformt
die griffe der türen
zeitlos genormt
noch heute zu spüren
wie lakritzrollen duster
gestapelte muster
zu tränen mich rühren
durch die gasse
der schule entgegen
der satz den ich hasse
man lerne fürs leben
der fahrradständer
steht unverändert
nah meiner alten klasse
melancholie
unvermittelt erfasst
mich selten wie nie
empfinde als last
wie sehr ich gefangen
in kindlichem bangen
reifwerdung verpasst
mein leben in szenen
diverser epochen
lachen und tränen
manches zerbrochen
manches gewonnen
und mitgenommen
unerfülltes versprochen
epigramme
auf grabessteinen
von denen wir stammen
verwaisen alleine
ich seh mich zerrissen
wider besseres wissen
das innere kind beweinen
...
doch am ende der reise
setz ich ebenso leise
behutsam mich wieder zusammen
© michael helfen