Ich war ihm nah

Bild von Willi Grigor
Bibliothek

Er war schon alt, doch nicht im Geiste,
im Kopfe tat ihm gar nichts fehlen.
Wenn er sagte: 'Junge, weißte..'
wollte er mir was erzählen.

Ich lauschte gern, er war Erzähler,
er wusste viel von der Natur.
Er kannte seine Berge, Täler,
und was dort lebt in Wald und Flur.

Ich setzte mich, fast wie ein Hund,
dicht an ihn, ich war ihm nah.
Ich schaute ihm auf seinen Mund,
damit ich seine Worte sah.

Er sprach von seinem ersten Land,
dem schönen Land, dem Heimatland.
Seine Worte konnten leuchten,
so wie die Augen, die etwas feuchten.

***
So hab ich's oft mir vorgestellt,
dass Opa von seinem Land erzählt.
Leider hab ich, denk ich betroffen,
ihn doch nie bewusst getroffen.

© Willi Grigor, 2015
Aus dem Leben

Opa Johann Schulz verschwand Anfang 1945 spurlos während der überstürzten Flucht der Deutschen aus Polen, als die Russen die Offensive übernahmen. Ich war damals zwei Jahre alt.
Siehe zugehörige Erzählung
literatpro.de/prosa/211118/ein-seelenperlenband

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