Mein Atem stockte niemals nicht in deinem Kreise…
Kein Taumel, Fieber, nein, es pochte nicht mein Blut –
nichts rauschte. Stille nur, die ich erlauschte: Keine Glut,
die knisterte – bloß schluchtentiefe Nähe, leise, leise …
Du stillst mein Hoffen, Hadern, Hungern schlicht – auf deine Weise.
Mein Freund, den nie mein Wille heiß und blind im Fleisch begehrte.
Geliebter Seelenbruder, der seit jeher – gottgegeben – währte:
Dein ruhiges Richtunggeben festigt unsre weite Lebensreise.
Mein Fühlen wuchs sich aus der Tiefe hoch bis ich´s bemerkte.
Nie peitschte greller Anspruch auf. Nie wollt ich dich besitzen –
es war, als sucht´ ich vor dem Leibe unseren Geist zu schützen,
damit sich „gleich und gleich“ beständig mild bestärkte.
Und sachte lehne ich mein Herz an deines, lieber Weggefährte.
Mein Kopf an deiner Brust – du wirst mich zuverlässig stützen …
Ich sage jenem Schöpfer Dank, dass er uns dies Geschenk gewährte.
Nov. 2018
Kommentare
Die Nähe, die in Worten steckt -
Sie hat der Leser hier entdeckt ...
LG Axel
Hallo Axel, Nähe kann sich sooo vielfältig zeigen- aber Hauptsache sie ist da.
Krause kann das sicher auch: NÄHE-n
lG
Anouk
Liebe Anouk, Dein neues Gedicht ist wunderbar, und vom Inhalt her gefällt es mir ausgezeichnet. Es ist fast ein Sonett nach dem Petrarca-Typ: abba abba cdc dce. Aber was nützt das "in die Zeilen pressen", wenn der Inhalt nicht stimmt. In diesem Gedicht ist der Inhalt "so dermaßen groß", dass die Form völlig in den Hintergrund tritt. Der dritte und der letzte Vers sind, von den Aussagen und deren Umsetzung her, einmalig gut. Mir fehlen fast die Worte, so überwältigt bin ich von diesem Gedicht, das eine nicht alltägliche, ganz besondere Beziehung schildert, die kaum jemand im Leben zu finden vermag; dafür muss man sensibilisiert sein. Tausend Dank für dieses Meisterwerk.
Ganz liebe Grüße zu Dir,
Annelie
Liebe Annelie , vielen Dank fürs Lesen und deinen lieben langen Kommentar. Petrarca war/ist mir bisher leider kein Begriff, aber ich werde mal googeln.
Dieses Gedicht betrachte ich als "Pendant" zu meinem Vorhergegangenen. Du kennst mich, ich muss die volle Bandbreite menschlicher Beziehungen und Charaktere beleuchten.
Ich persönlich bin eher in diesem Typ, dem stillen nahen "Typ" der Beziehung, (der auf tiefer Freundschaft fußt), Zuhaus.
Beide Gedichte habe ich bewusst "überzeichnet" um leicht den Kern des "Themas" ersichtlich zu machen.
Liebe Grüße und hab vielen Dank
beste Wünsche von
Anouk
Eine wunder-wunderbare Ode an die Freundschaft ist Dein Gedicht, liebe Anouk, hoch poetisch ist es, sein Inhalt spricht mich auch deshalb besonders an, weil ich eine ehrliche, tiefe Freundschaft als FRAU zu einem MANN, pflege, den ich seit Kindertagen kenne, die sich mit zunehmendem Alter vertieft hat. „Nie peitschte greller Anspruch auf. Nie wollt ich dich besitzen – es war, als sucht´ ich vor dem Leibe unseren Geist zu schützen.“ Das trifft es, danke dafür.
Liebe Grüße - Marie
Hallo liebe Marie, ich freue mich sehr,dass du speziell etwas für dich und deine einzigartige Freundschaft daraus ziehen kannst. Genau aus diesem Grund habe ich auch keine Widmung darunter gesetzt : in der Hoffnung, dass es noch den einen oder anderen Leser gibt, der sich und seine ganz besondere (bzw. besonders tiefe) Freundschaft zu einem Menschen des anderen Geschlechts darin "entdeckt".
Liebe Grüße, danke für deinen lieben Kommentar
Anouk
Liebe Anouk,
Dein wunderbares Gedicht weckt auch bei mir schöne Kindheitserinnerungen, an eine Freundschaft, entstanden in Kindergarten, die trotz Ferne Bestand hat :)
Ein wunderschönes Werk!
Herzliche Grüße,
Ella
Hallo liebe Ella, es freut mich sehr, dass ich mit meinen Versen schöne frühe Erinnerungen in dir wachrufen konnte. Hut ab vor deiner Fern-Freundschaft, dass die Entfernung ihr nichts anhaben kann: dann ist es wirklich echte FReundschaft mit breiter Basis.
Alles Liebe
Anouk
Weggefährten in schluchtentiefer Nähe ohne Ansicht der Gestalt
Solch Fühlen gleichsam denkend redend lebend hat bodenlos Gehalt
- und spricht aus tiefstem Herzen
LG Yvonne