Am Wünschen und Nichtfassenwollen,
was unter Gottes Blick geschah,
am Sehnen und am Missverstehen
bin ich verzweifelt. Tage gehen
in Wochen über – deren Schar
lässt Mond um Mond wie Rubel rollen.
Mein Engel, in diffusen Augenblicken,
die aus dem Zug der Zeit sich lehnen,
kann sich mein Blick zum Himmel dehnen.
Hilf mir, dem Denken zu entrücken!
Dann reich mir, Engel, Bücher ohne Seiten.
Ich hauche Omen zwischen ihre Bände.
Und bette Leere sacht in meine Hände,
lass mich von blinden Zeilen leiten.
So schenk mir, Engel, Zeit zum Schwinden.
Sag: gab’s ein Leben vor dem Tod?
Steckt nicht nur Schmerz in alten Rinden?
Spricht goldnes Harz nicht von Verbot?
Verbot zu lieben und gemäß zu leben,
was man als Fügung in sich fühlt …
wird nicht der Wunsch vom Harz umschlossen
und mundtot tief ins Meer gespült?
Engel, all die stummen Worte,
die deine Stimme nicht berührt…
bleibt denn dies Schweigen eine Pforte,
durch die kein Weg in Liebe führt?
Am Sehnen und Nichtfassen wollen,
was unter Gottes Blick geschah
bin ich verzweifelt. Jahre gehen.
Ich glaubte erst als ich dich sah.
3-2017
Anouk Ferez