DIE SCHANDE DER WELT

Bild zeigt Walter W Hölbling
von Walter W Hölbling

leichen treiben
auf unseren weltmeeren
vom Indischen Ozean
bis ins Mittelmeer

verkrümmte gestalten
angespült an unseren stränden
tausende unbekannt ertrunken

überfüllte anhaltezentren
die eher wie KZs aussehen
umgeben von stacheldraht
bewacht von polizei und hunden

niemand ist verantwortlich

nicht jene
welche die kriege begannen
die städte zerstörten
millionen obdachlos
und zu flüchtlingen machten

nicht jene
die das chaos für sich zu nutzen suchen
und die namen ihrer götter
oder alter leitfiguren mißbrauchen
zur Rechtfertigung
ihrer Verbrechen und ihrer Gier

nicht jene
die in sicheren Wohnungen leben
und wüschen daß die verzweifelten Massen
auf den bildschirmen bleiben
und ihnen nicht nahe kommen

und auch nicht jene
angeblichen hüter
unseres großen humanitären erbes
die gegenüber
ein paar idiotischen nationalisten
kein rückgrat zu haben scheinen

es ist die schande der welt
zu sitzen zu reden zu schauen
und nicht genug zu tun

es heißt
wer durch das schwert lebt
wird durch das schwert sterben

wer bedürftigen
die herberge verwehrt
kann allzu schnell
auch sein heim verlieren
und muß sein heil in der fremde suchen

Auch abgedruckt in "Gemischter Satz. Gedichte" --- Rezension des Bandes auf: https://verlag.gangan.at/titel/gemischter-satz/

Gedichtform: 
Noch mehr von der Persönlichkeit → Walter W Hölbling