Was uns der Tag versprach...

Bild von Anouk Ferez
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Was uns der Tag versprach, ist nun genossen,
in deinen Blicken glimmt ein Werben:
Als hätte Honig sich ins Blut ergossen,
als wäre Stille auch ein bisschen Sterben.

Es neigt sich uns ein Sternenraunen,
aus fremden Welten, die so fern entlegen.
Ein Staunen, Schauern und ein Hauch von Daunen
umgarnt uns, flüstert, lullt sich uns entgegen.

Es scheint, du möchtest nun verborg‘nen Hunger stillen,
bringst meine straff gespannten Seiten zum Erklingen.
Ist deine Lust der Bogen? Ist dies gar ein Ringen
um Unterwürfigkeit und aufgepeitschten Willen?

Ich wollt‘ derart den Geist im Körper wissen,
dass jede Färbung den Verstand verehrt.
Jedoch dein tumber roter Rausch verzehrt
mein zages Harren, dass wir dulden müssen,
dass jenes Gut, das einstmals unsren Geist beflügelt,
nunmehr brachliegt. Gottverlassen. Wild. Und ungezügelt.

Was kann der Hahn nicht, was die Eulen dir verheißen?
Was soll die Nacht in unsrem Blute denn entfachen?
Entgleisung? Abgrund? Lichte mir vor dem Erwachen
den Grund, dass blanke Körper weiß im Dunkeln gleißen…

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Kommentare

10. Sep 2018

Das ist ein sehr gutes Gedicht, liebe Anouk. Allein die erste Strophe schon hat mich total begeistert. Die folgenden zwei Strophen schließen sich sehr harmonisch an und sind weltklasse formuliert, sprechen total aus dem Herzen. Auch die letzten beiden Verse enthalten poetische Erklärungen, die uns jene vorausgegangenen Reime noch näherbringen. Auch der Rhythmus stimmt; Entgleisung, Abgrund - hier ist eine kleine Atempause, ein klitzekleines Zögern, eine Lücke: Das Wörtchen...,ach', enthülle mir vor dem Erwachen ... würde sie füllen und auch die letzten Zeilen zum Fließen bringen: Entgleisung, Abgrund? - Ach, enthülle mir ...
Ich danke Dir ganz lieb für dieses Meisterwerk.

Liebe Grüße,
Annelie

10. Sep 2018

Liebe Annelie, ich danke dir sehr für dein Lob... ja, es kam mir aus dem Herzen, diese Zeilen. Ich finde es total toll von dir, dass du mir diesen Hinweis unten gibst, denn da war ein Rhythmus Bruch, der mir selbst erst nach dem Posten auffiel. Dein eingefügtes "Ach" würde diesen Stolperer beheben. Scheinbar habe ich zeitgleich das urspründlich gepostete "Enthülle mir den Grund.." in ein "Lichte mir den Grund.." abgeändert. Nun lese ich deinen wertvollen Hinweis und überlege. Das "Lichte mir" korespondiert vom Sinn her mit "Taghell" und "Klarheit" und "Erleuchtung". Ich horche mal in mich hinein, ob ich es bei "lichte mir" lasse, oder das "Ach" einfüge und es beim Alten lasse!

Danke fürs "Aufpassen" und den wertvollen Hinweis
Danke für deinen lieben konstruktiven Kommentar, ich freue mich wie immer sehr über deine Zeilen
liebe Grüße
Anouk

10. Sep 2018

Liebe Anouk, beides passt gut. Das "Lichte" fließt, ein "Ach" würde, bezogen auf Entgleisung, Abgrund Deine Verzweifelung widerspiegeln, die dich, angesichts der Differenzen zwischen ihm und ihr, angeweht hat. Das Wörtchen ,enthülle' passt aber auch sehr gut zum tumben roten Rausch und unterstreicht seine Absichten, widerspricht in dieser einen Situation aber dem Geist ... dass jede Färbung den Verstand verehrt (eine großartige Formulierung), wäre deshalb also ein weiterer Pluspunkt für dieses Gedicht, aus dem sehr viel Philosophie spricht.

Liebe Grüße,
Annelie

10. Sep 2018

Liebe Annelie, deine Ausführungen zeigen, wie differenziert und vielschichtig du dich mit den Inhalten auseinandersetzt: Klasse! Ein größeres Lob, als dass ein Leser so sehr in einem Gedicht verweilt und sich derart Gedanken um Form, Inhalt und Ausdruck macht, gibt es wohl nicht. Ich freue mich sehr!
Entstanden ist dieses Gedicht, dass, ja , ein wenig "philosophisch" anmutet, nachdem ich mehrere Reportagen über die heutigen jungen Erwachsenen in puncto Partnerschaft/Beziehungen/One night stands und Life style gesehen habe und mir meine Gedanken darüber machte.

Liebe Grüße
Anouk

10. Sep 2018

Das sind niemals flache Worte -
Bilder, der fein-starken Sorte!

LG Axel

10. Sep 2018

Danke, lieber Axel!
Liebe Grüße
Anouk

10. Sep 2018

Oh Mann, Anouk!
(Aber du als Frau, das haut mich natürlich noch stärker um.)
Was wieder für ein Gedicht! Lese es dann nochmal.
Und nochmal. Und dann und wann nochmals.
LG Uwe

10. Sep 2018

Danke, lieber Uwe. Wenn du's mehrfach liest, findest du's scheinbar echt und wirklich gut. Freu mich :-) !
Alles Liebe,
Anouk

11. Sep 2018

Dass es echt und gut ist hab ich sofort begriffen - deshalb lese ich es ja mehrfach.
LG Uwe

10. Sep 2018

Reine Poesie, Dein LIEBESGEDICHT, es berührt mich sehr, Anouk, dreimal gelesen, mehr dazu nicht, ist schon alles gesagt im Dialog mit Annelie ...

liebe Grüße - Marie

10. Sep 2018

Hallo, liebe Marie, danke für deine Reaktion, es freut mich stets sehr, wenn ich mit Worten jemanden berühren kann. Oft ist dies die größte Motivation, überhaupt zu schreiben.

Alles Liebe für dich, vielen Dank und viele Grüße von
Anouk

10. Sep 2018

Aus der beredten Stille tropft Kristall, ein Sternenhonig
Der im Ringen des Verstandes Rausch
Noch tief verstecktes leises Sehnen
Straff gespannt verzehrend Seiten wie
Wilde dennoch zagend Flügel stillen kann
Von jenem ungestümen Langen nach dem
stets im Abgrunddunkel gleißend Sinnesfunkeln

LG Yvonne

11. Sep 2018

Liebe Yvonne, hab Dank für deinen großartigen Kommi, der einen Platz als allein für sich stehendes Werk haben sollte! Es liest sich vortrefflich!
Liebe Grüße
Abouk