Ein Wintertag in den Metropolen (ohne Happy End)

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Der Winter - unbeirrt - nimmt seinen Fortgang -
schneelos sind nicht allein die frostig klaren Nächte.
Vor Hausfassaden und in Eingängen: Geschwächte
lauschen vermummt der Kirchen schwerem Glockenklang.

Früh legt sich Raureif und die Dächer trinken Nebel.
Vor einem Garten sitzt ein alter Kater rum und klagt.
Im Dunst ist schwach der Mond zu sehn, ein Silbersäbel,
auf glatte Straßen hat sich eine alte Frau gewagt.

Der Bäcker hat geöffnet schon seit halb fünf Uhr,
die alte Frau tappt scheu verlegen in den warmen Laden.
Hier gibt es Brot, fast frisch, und für die Hälfte nur,
sie hätte auch noch Appetit auf Eierfladen.

Auf einmal stürmt ein Mann mit Maske in die Bäckerei,
verlangt mit vorgehalt'ner Waffe Knete aus der leeren Morgenkasse.
Der gute Meister sinkt dahin mit einem Schmerzensschrei.
Die alte Frau: im Hospital - trinkt Kaffee, aus der Schnabeltasse.

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