Des Tages Anmut wurd ins öde Rauh vergossen.
Der Becher birgt hernach allein dies komprimierte
Weh, das uns – einst rauschlebendig noch – verführte.
Die Flamme darb. Verkam. Nun sind wir schwarzumflossen.
Mein Herz, da ist bloß dieses derbe Graubefliss´ne,
das eisern uns auf ausgetret`nen Pfaden führt.
Kein Blick zurück: Vor uns steht mannshoch das verschlissene
Gemeinsamwir. So gib mich frei, leb´ wohl, mich friert….
Oktober 2018
inspiriert von einem Kommentar hier im Forum zu einem meiner früheren Gedichte. Im Kommentar hieß es : "Wenn die Liebe geht, bleibt nurmehr eiserne Höflichkeit ( oder so ähnlich) Ich finde - Schande über mich! - diesen guten Kommi grad leider nicht wieder. Bitte kurz zu Wort melden, wer dies sagte oder zitierte :-)
Kommentare
Liebe Anouk, das ist wieder meisterhaft - dieses verschlissene Gemeinsamwir hast Du so außerordentlich gut geschildert, dass man es immer wieder lesen möchte, obgleich das Thema eher abschrecken sollte. Allein aus diesem Grund ist das Gedicht ein Schatz. Des Tages Anmut, das ins raue Öd oder öde Rauh gegossen ward, macht es bereits sehr lesenswert. Du hast diesen guten Kommentar hervorragend "besungen"; man kann ja schon froh sein, wenn kalte Höflichkeit statt Hass zurückbleibt. - Jedenfalls bin ich wieder mal fast sprachlos, wie gut Du Gefühle in (poetische) Worte kleiden kannst.
Liebe Grüße zu Dir,
Annelie
...verschlissene Gemeinsamwir- welch bild- u.aussagestarke Wortschöpfung, die alles umfasst, aber genau die muss erst überwunden, aus dem Lebensweg geräumt werden. Stimme gern Annelie zu, denn auf beeindruckende Weise kleidest Du Gefühle in Poesie, liebe Anouk.
Herzliche Grüße - Ingeborg
Ein Gedicht mit glaubhaftem Inhalt, komponiert aus besonderen Worten, den Trennungsschmerz kann ich Wort um Wort nachempfinden, liebe Anouk. Die Frage, woran man (auch) spürt, dass eine Beziehung dabei ist, zu erlöschen, beantwortet ein Zitat von William Shakespeare für mich glaubhaft so: „Wenn Lieb' erkrankt und schwindet, nimmt sie gezwungene Höflichkeit an.“
Das war ein Kommentar von Marie Mehrfeld, vom 26. Sept. 2018, zu Deinem Gedicht:
"Aus. Einander. GEHEN" - ich habe es mal hier hereinkopiert, ich glaube, dies hattest
Du gemeint!
LG Axel
"Schwarzumflossen", ich fühle es auch. Ein ausgezeichnetes Gedicht, liebe Anouk.
Liebe Grüße zu Dir - Marie
@ Annelie @ Axel @ Marie @Ingeborg
euch allen vielen lieben Dank für eure lieben Rückmeldungen bzw. Emotionen auf mein Gedicht.
Dir, lieber aufmerksamer Axel, vielen Dank fürs Aufspüren des Kommentars von Marie ( denn dieser Kommentar gab mir den Anstoß, dieses Gedicht zu schreiben). Da ich heute "nur" mit mini Handy Bildschirm unterwegs bin, hab ichs echt nicht gefunden
Also danke dafür.
Alles Liebe
Anouk
Man merkt, liebe Anouk, wie stark es dich mitgenommen hat, als du das Gedicht im Herzen bewegt hast.
Als dann am Ende, als ich ein Gefühl des Frierens hatte, im Gedicht der Satz noch kam: "Mich friert", bin ich tatsächlich erschrocken.
LG Uwe
Lieber Uwe, es ist bemerkenswert, wie sehr du als Leser mit dem Text mitgegangen bist. Das ist toll! Nichts ist so wichtig, finde ich, als dass ein Text einen Leser (emotional )bewegt. Dann hat man als Schreiber eine Menge erreicht. Ich freue mich.
Ja, auch als Schreiber lässt man sich von seinem eigenen Text führen. Oder ist es umgekehrt? Taucht man selbst erst in eine bestimmte Gefühlsblase ein und erst dann taucht der Text im Kopf auf?
Wie dem auch sei...
liebe Grüße
Anouk
„So gib mich frei, leb´ wohl, mich friert….“ Noch eine letzte Aufforderung vom schon entschiedenen Schluss und zurück bleibt nur noch Kälte. Zum Mit – und Nachfühlen geschrieben, liebe Anouk, auch für mich …
Sei lieb gegrüßt
Soléa
Liebe Solea, (aus irgendwelchen Gründen verrutschen immer die Kommentare beim Antworten), ich freue mich immer sehr übers "Mitfühlen", das zeigt, dass ein Text "bewegt", denn nichts anderes sind Emotionen: Energien in Bewegung..
Liebe Grüße, danke für den lieben Kommi
Anouk
Sehr fein gefühlt, poetisch gewebt,
"Gemeinsamwir" auseinandergelebt.
Wunderbare Zeilen, liebe Anouk.
Lieben Gruß,
Ella
Liebe Ella, hab vielen Dank für deine liebe Rückmeldung zu diesem Gedicht und auch noch mal ein herzliches Danke für Deine Schilderung über den Umgang mit Toten ( zu dem anderen Gedicht) , den du kennengelernt hast. So wie du es schilderst, scheint es mir wirklich "gesünder" und auch für die Hinterbliebenen leichter.
Man ist so oft ein "Hinterbliebener". Ob Tod, oder ob Trennung, die von dem anderen ausging. Irgendwie sind das immer wieder Themen, die schreibende Menschen aufgreifen und "bearbeiten".
Lieben Dank und ein schönes Wochenende, herzliche Grüße von
Anouk