Der Rosenstrauch

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von Heide Nöchel (noé)

Was er dem Rosenstrauch erzählt,
mit seinen spitzen Dornen,
was ihn belastet, was ihn quält,
wie man versucht, ihn umzuformen –
und niemand hört ihn, nur der Strauch,
und eine Amsel vielleicht auch.

Er wandert hin und wieder her,
der Strauch scheint ihm geneigt,
als wenn er offenen Ohres wär,
was ihm ein Blätterrauschen zeigt.
In Zweigen spielt ein sanfter Wind,
er kommt sich vor wie einst als Kind.

Das Kämpfen lastet schwer auf ihm,
mit all dem vielen Morden …
er sieht die zarten Röschen blühn –
was ist aus ihm geworden …
Vielleicht wird er sich selbst verlieren,
er kann das Leben kaum noch spüren.

Der Rosenstrauch blüht voll und schön,
fast wie der Zeit entrückt,
voll Hagebutten wird er stehn,
die er als Kind gepflückt,
so tief verwurzelt einstmals dort –
rundum schreitet der Wahnsinn fort …

© noé/2020

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