Ich trag mein schlichtes braunes Kleid
und dieses ist mein Eigen,
geschmückt mit Federn fremder Leut'
würd' ich mich niemals zeigen.
Doch manchem reicht sein Federschmuck
nicht für ein ganzes Jahr.
Der fleddert andere, ruck-zuck!
und stellt sich schöner dar.
Doch wachsen diese Federn nicht
von selber wieder nach.
Wenn dann erlischt das fremde Licht:
Bleibt für den Dieb die Schmach?
Wer unverfroren den beraubt,
der eigne bunte Federn hat,
ist überzeugt, ihm sei erlaubt,
zu wiederholen diese Tat.
Und so gibts jene, die, gerupft,
ein traurig' Dasein fristen,
und die, die Federn ausgezupft,
nie den Applaus vermissten,
den Publikum begeistert spendet,
das sich am Schönen freut.
Und alle werden sie geblendet
von dem, der nichts bereut.
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