Schattensprung

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von Marie Mehrfeld

Schräge Wintermorgen
Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase,
staunend öffne ich die Augen,
wie kann ich da traurig sein,

Niedergeschlagenheit flieht
wie ein dunkler Rauch
durch das weit geöffnete Fenster,

wird vom blassblauen Himmel
aufgesogen und in goldene Helligkeit
verwandelt,

ich strecke meine Arme weit
nach oben, Freude überfällt mich,
froh, froh, froh, benedicamus
domino,

dieses jubelnde Weihnachtslied aus
meiner Kindheit kommt mir in den Sinn,
ich singe es leicht krächzend

in die frische Luft, die vergessenen
Worte sind plötzlich wieder da,
mein Atem weht weiß,

in dieser friedlichen wachen
Sonntagsstimmung nehme ich
meinen Telefonhörer in die Hand

und wähle endlich seine Nummer,
ja, jetzt kann ich es,

werde über meinen Schatten
springen und ihm sagen,
dass ich nichts mehr übel nehme,

dass ich mich versöhnen möchte,
damit mein Kopf leichter wird
und der Nachtschlaf wieder tief.

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