Unsere Gärten im September

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Weihnachten naht, drum eilig umgetopft, was blühen soll zum Fest;
die Rasen werden jetzt vertikutiert, sprich supergut gelüftet.
Ich hoffe sehr, dass ihr die immergrünen Stauden keinesfalls vergesst:
Sie werden vorsichtig geteilt und dann versetzt, gebt acht auf Blätter,
die vom fiesen Raupenfraß zerklüftet.

Und schickt bitte den Pflanzenabfall aus den Gärten raus,
weil anderenfalls diverse Schädlinge dort überwintern.
Auch manche Krankheiten brütet sehr alter Kompost aus.
Bückt euch nach Kürbissen, Zucchini hinter eurem Haus.
Seid fleißig, Leute, und bewegt die Hintern.

Pflanzt Frühjahrskohl, dafür wird 's allerhöchste Zeit
und erntet rote Äpfel, Himbeeren und gelbe Birnen.
Den guten Wintersalat auszusäen; seid ihr dazu bereit?
Und wischt euch ab und an den Schweiß von euren Stirnen.

Die Zwiebeln, die im Frühjahr blühen sollen, werden flink gesetzt.
Und teilt nicht nur bei facebook Fotos, sondern auch die Stauden:
Spätblüher, hohe, werden jetzt gestützt und hübsch von euch „vernetzt“;
die neuen Frühjahrsblumen pflanzt in große Gartenkübel
vor den armen Bauden*.

Und eure Buchsbäume, sofern sie denn geformt sind,
brauchen einen Schnitt, einmal zumindest jedes Jahr,
damit man die Konturen noch erkennt,
schließt abends ins Gebet den süßen Ohrenkneifer ein,
der euch sehr nützen kann und immer schon sehr nützlich war:
Ein kleiner Laubhaufen genügt für ihn und/oder Totholz, fein.

Weshalb? – Nun ja, er frisst gern bitterböse Blattläuse
und ist beliebter bei den Gärtnern noch als eure Tante Olga.
Damit sie sich nicht fürchtet, entfernt bitte alle Mäuse
in eurem Haus, sonst kommt sie nicht, wenn ihr in Urlaub fahrt,
und bleibt in ihrer kleinen Kate an der Wolga.

*Baude: ostmitteldeutsch für Unterkunftshütte im Gebirge

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