Mit Kinderhand hab`ich
den Schnee geformt
und liebte Weiß und
Kohlestift, versteckte
beides tief im Ranzen.
Es griff die Kälte
in mein Schneegesicht,
es störten Krankheit
und der Fleck im Licht,
es tobten Weltkrieg und
der Zaster, ein Laster.
Die Liebe kam, sie ging,
sie ging auf ewig, es strich
ein Ende hin, so wortlos,
wie das Wort, am Hals vorbei
zur Strenge, mein Werk getan,
vertan die Zeit, wer war schon
im Leben griffbereit, so offen
und entzweit, auf breiter Spur
im öden Leid, im ödsten
aller Öden. Ein Jahr, eins
zwei, vielleicht auch drei,
am Anfang der Grammatik
stand das Einerlei, das Zweierlei
mit dicken kraftvollen Farben.
So malten wir und malten,
das keiner hier das Bild
erkannte, nicht mal die Tante.
In Augenhöhe angekommen
verbrachte ich die Nächte
nur im Steh`n, das Zeugnis
ausgeschrieben flog in des
Wassers Tiefe, sog auf
das Recht und alle
wohlgemeinten Gebete.
So war es.
(Dies sollte kein Reimvers sein und die
abgehakten Absätze sind so gewollt !!!)
V.H.
Kommentare
Lieber Volker!
Deine Erinnerungen an früher sind wieder einmal eine außergewöhnlich gut verfasste Lyrik. Ich kann nur staunen über so viel Talent, welches Dir gegeben wurde.
Sei lieb gegrüßt von mir! Ekki
Ach, Ekkehard,
immer, ja immer schlottern meine Knie
und der Boden unter meinen Füßen zittert,
wenn ich Erinnerungen aus mir hochkrame.
Manchmal sind es Lebensstürme, manchmal
seichte Gewässer und es gibt auch die Momente,
wo man den Rettungsanker sucht und findet.
Um anschließend im sicheren Hafen zu landen.
Es ist und bleibt meistens die Suche nach
dem Gleichgewicht im Leben. Talent hin
oder her, wichtig ist doch, dass wir
Wortkompositionen kreieren mit der
Würze: L e b e n und allen verborgenen
Schätzen !
Ich mach` jetzt mal einen Punkt und hoffe
Du wirst mit Deiner Familie zu Weihnachten
eine ruhige Zeit verbringen, und möge
das neue Jahr Deine/Eure Wünsche erfüllen.
Ich danke Dir herzlich für Deinen überaus
gütigen Kommentar.
Ebenso liebe Grüße,
Volker
Reime wären nicht angebracht gewesen, das Abgehackte bringt den Reiz, wunderbare Erinnerungen, die ich mit empfinden kann, lieber Volker ...
Liebe Grüße - Marie
Hallo Marie,
aus der Oper zurück habe ich soeben Deinen Kommentar gelesen.
Danke für das Nachempfinden. Das tut gut.
Ich bin auch eher der Mensch und Schreiber, der sich im Surrealismus
festgebissen hat und mit seinen Texten eher aneckt und nicht verstanden
wird. Die breite Leserschaft reagiert schnell mit Äußerungen wie
zu langweilig, ermüdend, unverständlich, schroff, eben verschlüsselt
und daher nicht lesenswert !!!
Diese bedeutende literarische Strömung im 20. Jahrhundert ist
über Frankreich zu uns gekommen. Andre Breton hatte 1924 das
erste surrealistische Manifest verfasst und definierte es folgendermaßen:
Surrealismus, das ist reiner psychischer Automatismus, durch den man
sich vornimmt, mündlich oder schriftlich oder in jeder anderen Form
das eigentliche Denkgeschehen auszudrücken. Es ist das Diktat des
Gedankens ohne jegliche durch den Verstand ausgeübte Kontrolle,
außerhalb aller ästhetischen und moralischen Bedenken (Manifestes
du surrealisme, Paris 1963, S. 37)
Fazit, nur wer zu seiner souffrance morale steht, wer sein Leiden am
Leben nicht verdrängt, indem er sich den Gegebenheiten fügt, verhält
sich moralisch im Sinne Bretons.
Werte Marie, ich möchte Dich mit meinen Ausführungen nicht überlasten,
daher würge ich mich jetzt ab und wünsche einen guten Sonntag, 3. Advent
und angenehme Tage bis Weihnachten und Neujahr ,
Volker
Oh, du Mann Gottes, auch wenn du ungläubig sein solltest!