Gegen die fallende Sonne
strahlen Fassaden weicher
die Schwere steigt ins Licht
lässt den Blick flimmern
auf die andere Seite
hinter der Kirche vorbei
hinunter bis zum Fluss
Gläsern barocke Pracht
aus weichsandigem Stein
als der glitzernde Strom
Brücke um Brücke spiegelt
gebettet in Kies und Gras
tausendfach zarte Fliegen
die das Tanzen üben
Schwerelos das Licht
flüchtig beschreibbare Form
Augenblicke erstrahlen
ohne den Platz zu messen
ein Blütenblatt lang
nimmt die Zeit mich hin
in sanftmütiger Wärme
Zaghaft sich erinnern
an Stein geschlagen
auferstanden aus Feuersturm
bis zur erhabenen Höhe
auf leichtem Klang schwebt
übergreifende Leichtigkeit
in gespannter Kuppel
Lichtdurchdrungen hell
bleigefasstes Glas
nicht Schwermut lastend
pastellfarben zerschnitten
blendend offen und warm
eine Ahnung vom Glück
machtlos zu sein
Vor geöffneten Portalen
Luthers Schattenwurf
aus dem Licht gestanzt
streckt sich aufs Pflaster
zum Abend hin träge
Glockenschlag um Schlag
versinkt im glänzenden Fluss
Im Spätsommer 2016 auf dem Neumarkt an der Frauenkirche in Dresden.