Auf wacklig' Drähten (Traumgedicht)

Bild von jannis_langer@t-online.de
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Auf dünnen Drähten stehen wir
mit all zu wacklig' Tritt.
An der Plattform hängt noch Wäsche
und zieht sie mit uns mit.

Hoch hinauf erklimmen wir
ein's Waldes hohen Throne,
ohne Halt und Zuversicht
empor zur feuchten Krone.

Die Affen, wie sie lachen,
als wir vorüberweh'n.
Wir beneiden sie mit stumpfen Blick
für den Ast auf dem sie steh'n.

Es wird schon langsam heller,
als Licht durchstößt das Dickicht.
Wir sind schon weit gekommen
und sinken tun wir nicht.

Du hältst mich bei der Hand
mit angsterfülltem Haupt.
Mit deinem süßen Mund,
der mir die Sinne raubt.

Die Furcht, sie lasset von uns los,
als wir den Wald durchstechen.
Genießen wir die weite Sicht,
ohn' dass die Stäbe brechen.

Doch endet meine Reise hier
und liege in dem Bette mein.
Ich frage mich, wo sie verweil.
Sie muss noch auf'm Wäsch'ständer sein.

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