Von drauß' vom Felde

Bild zeigt Sigrid Hartmann
von Sigrid Hartmann

Von drauß‘ vom Felde komm ich her,
ich bin ganz erschrocken – den Wald gibt’s nicht mehr!
Keine Tanne, auf der goldenen Lichtlein blitzen,
keine Hasen, die vor mir durchs Unterholz flitzen.

Mächtige Fichten, durch die ich einst schnaufend geschritten,
haben in letzter Zeit furchtbar gelitten.
Es stehn noch ein paar, doch die Nadeln sind braun,
kein Platz für die Vögel, um Nester zu baun.

Die Stürme, die tobten so wie nie vorher,
der Borkenkäfer hatt’s danach nicht schwer.
Kein Regen vom Himmel, der Boden wie Stein,
das musst‘ für den Wald das Ende wohl sein.

Das Christkind schaut nicht aus dem Himmel heraus,
der Anblick der Erde ist für es ein Graus.
So wandere ich traurig, sein Stimmchen, das fehlt,
einst hat es von fröhlicher Weihnacht erzählt.

Ich schultere den Sack, er ist noch recht voll,
denn Äpfel und Nüsse find't keiner mehr toll.
Doch die Rute, die brauch ich so wie eh und je,
doch nicht für die Kinder, denen tu ich nicht weh.

Ich gehe zu denen, die lieben das Geld
viel mehr als die Schönheit unserer Welt.
Schaut her, seht Knecht Ruprecht toben und rasen
bei den Damen und Herren in den Vorstandsetagen.

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