Der Tod des Gerechten

Bild von Jürgen Wagner
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Ein Schrei geht zum Himmel
Ein Wort spricht zu Dir
Ein Herz, das weit offen
Ein Wissender hier

Ein Haupt fällt hernieder
Eine Stimme verstummt
Schlaff sind die Glieder
Kein Sieg der Vernunft

Ein Same gesät
Ein Land ist bestellt
Wenn die Ernte gerät
Ist gesegnet die Welt

2014-16 - Zu Markus 15/37: Aber Jesus schrie laut und verschied.

Veröffentlicht / Quelle: 
'Hier und Da' - ausgewählte Gedichte - Berlin 2015

Rezitation:

Rezitation: Sprache, Musik und Aufnahme: Jürgen Wagner

Interne Verweise

Kommentare

Jolanthe
04. Jun 2016

Bestürzend und doch tröstlich ging mir dieser Text und der dazu meisterhaft verwobenen und so stimmigen Musik unter die Haut!

Geschrieben und gespielt von einem, der schaut - und versteht!
Und der dann dazu noch ein ergrünendes Kreuz als Foto findet, das symbolisch alles bestätigt.

Eine Brücke zu einem neuen Verständnis von Jesu Tod - DANKE!
Jolanthe

05. Jun 2016

Wenn man mit Anfang 30 einen qualvollen öffentlich schändlichen Tod stirbt und sein ganzes Leben eigentlich heilend und inspirierend und selbst verzichtend einen Weg gegangen ist, dann kann man Mk 15/34 schon verstehen. Die nachträgliche christlich-kirchliche Erhebung in den Stand eines Gottes ist eigentlich eine (in der Antike allerdings übliche) Blasphemie, kein wirkliches Verstehen dessen, was da geschehen ist. Danke! JW

Jolanthe
05. Jun 2016

Danke für Ihre erhellende Antwort!
Frage mich und Sie, ob Ihr Gedicht nicht auch für weiter Gerechte zutrifft, die in der Vergangenheit wie auch noch heute unschuldig ermordet und hingerichtet werden.
Und in welcher Weise können diese Menschen und ihr Tod dennoch zum Segen für die Erde werden? Ich suche da sehr nach einem Sinn.
Jolanthe

05. Jun 2016

Sokrates: "Die Selbsterkenntnis gibt dem Menschen das meiste Gute, die Selbsttäuschung aber das meiste Übel".
Mahatma Gandhi - "Was für einen Menschen möglich ist, ist für alle möglich".
Martin Luther King - "Die Liebe muss unser entscheidendes Ideal sein".
Dietrich Bonhoeffer: "Es gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche".
Aung San Suu Kyi - "Wenn Du dich hilflos fühlst, hilf anderen".
Nelson Mandela - "Unsere tiefgreifendste Angst ist nicht, dass wir ungenügend sind. Unsere tiefste Angst ist, über das Messbare hinaus kraftvoll zu sein".

Nicht alle diese - und viele andere - Leuchttürme wurden gewaltsam ausgelöscht, aber damit rechnen muss jeder, der in das Rad der Geschichte greift. Danke für die ergänzenden Gedanken! JW

Jolanthe
05. Jun 2016

Herzlichen Dank, das lässt die Spur eines Sinnes aufleuchten! Meinen Sie mit Ihren schönen Beispielen auch, dass die Botschaften eindringlicher werden und mehr zur Nachahmung drängen, wenn diejenigen, die sie gesprochen haben, nicht mehr am Leben sind?

Übrigens- es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Ihr letztens Zitat von Nelson Mandela sei. Es stammt tatsächlich von Marianne Williamson und Mandela hat es nur in einer Rede verwendet, worauf alle glaubten, es sei von ihm selbst.
Mit Grüßen! Jolanthe

05. Jun 2016

Das wusste ich nicht. Ich kannte bisher nur einen Gesamttext von N.M. von 1994:

Unsere tiefste Angst
ist nicht, dass wir unzureichend sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir
über die Maßen machtvoll sind.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,
das uns am meisten ängstigt.

Wir fragen uns, wer bin ich,
brillant zu sein,
großartig, talentiert und sagenhaft?
Aber tatsächlich, wer bist Du, es NICHT zu sein?

Du bist ein Kind Gottes.
Dein Kochen auf kleiner Flamme dient der Welt nicht.
Es liegt nichts Erleuchtetes darin,
sich kleiner zu machen,
damit andere Menschen
sich in Deiner Nähe nicht unsicher fühlen.

Wir sind geboren, um
die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren,
die in uns ist.
Sie ist nicht nur in einigen von uns,
sie ist in ALLEN.

Und indem wir unser eigenes Licht scheinen lassen,
geben wir unbewusst anderen Menschen
die Erlaubnis, das gleiche zu tun,
indem wir uns von unserer eigenen
Angst befreit haben,
befreit unsere Gegenwart automatisch andere!

Jedenfalls hat er es gut aufgenommen. Herzliche Grüße! JW