Gib ein Zeichen (Brief an Gott)

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von Willi Grigor

Lass diesen Brief, mein Herr und Gott,
nicht erleiden Hohn und Spott.
Ich will Dir meine Wahrheit sagen
und Dich nach Deiner Wahrheit fragen.

Ich würde gern die Hand Dir schütteln,
danach - freundlich - Dich auch rütteln:

Du, der uns alle hat erschaffen,
ist Deine Kraft jetzt am Erschlaffen?
Bist Du es noch, der unsre Welt
an starken Fäden lenkt und hält?
Sag, ob die Erd', die schwirrt und irrt,
noch von Dir gesteuert wird.
Es mehren sich, in Hass versunken,
die Mörder und die Erzhalunken,
die machtbesess'nen Potentaten
und deren üblen Gräueltaten.
Ich bin erhitzt durch Frust und Wut
wie Feuer in der Hölle Glut.
Du weißt es wohl, doch sag ich Dir:
Auf einer Hölle leben wir!
Bist Du nicht Herr in Deinem Haus?
Schmeiß diese Gottverächter raus,
die in Deinem Namen
säen ihre Todessamen.

Die offn'e Frage, Herr, doch ist,
ob Du noch Herr der Lage bist.
Doch hoffe ich, dass Du es bist
und dass Dir nichts geschehen ist,
und dass Du noch am Leben bist.

Wir wären sonst am bösen End,
das manchereins auch "happy" nennt.

Gib mir ein Zeichen - und der Welt -,
dass unser Dunkel sich bald hellt,
dass Du Dich zu den Deinen stellst,
die Steuerfäden sicher hältst.

Dies hofft ein Mensch, der Sorg sich macht,
um seinen Frust, um Deine Macht.

© Willi Grigor, 2016
Reflexionen und Gedanken

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