am Ende des Tags

Bild von maruschka
Bibliothek

lass die Schatten dein blasses Gesicht
küssen im traumverloren Schlaf der
Nacht, lass das Rufen des Nachvogels
dir die Seele öffnen für schwebende

Trauerklagen in Moll, der Melancholie
bau den Tränenaltar, der ihr zusteht als
Gegengewicht des Glücks; und lass die
Toten ihre klapperdürren Menuette der

Vergänglichkeit tanzen, auf dass sie dir
deine Augen öffnen und du erkennst,
was wahrhaftig ist, was wiegt und was
nicht, und wie lange es noch dauert, bis

das Rasen der Zeit dich vergessen hat;
widersteh dem Schrei der Raben, deren
Schwingenschlag Denken verwirren will,
damit sich die Seele nicht an der eigenen

Angst verschluckt, dring tief ein in dein
Inneres, damit du erkennst, wer du bist,
was du tun musst, wenn du wach wirst,
auf dass es gut wird am Ende des Tags …

Interne Verweise

Kommentare

22. Mai 2019

So wird manches aussortiert,
Was uns am Tage irritiert ...

LG Axel

22. Mai 2019

Im Traum - steh’n alle Tore offen,
da kann man fliegen, lieben, hoffen …

LG mit Dank - Marie

22. Mai 2019

Liebe Marie, na, denn DAS nicht wunderschön ist:
"lass das Rufen des Nachvogels
dir die Sinne öffnen für schwebende

Trauerklagen in Moll, der Melancholie
bau den Tränenaltar, der ihr zusteht als
Gegengewicht des Glücks,"

Als Gegengewicht des Glücks.... das beeindruckt mich. Und ist ebenso wahr wie schön.
Und auch das Bild des Raben.. Ich lese nach vielen vielen Jahren mein altes Jugendbuch "Krabat". Das Sinnbild des Raben hat mich stets tief ergriffen.
Toll, dein Gedicht. Liebe Grüße
Anouk

22. Mai 2019

Faszinierend und spannend, dieses Bestseller-Jugendbuch von Ottfried Preußler, basierend auf der sorbischen Krabat-Saga; hat auch mich ergriffen vor längerer Zeit, ist unvergessen; habe es gelesen und oft verschenkt, erinnert mich an das berühmte Goethegedicht vom Zauberlehrling; danke für Deine lobenden Worte,

liebe Anouk, sei herzlich gegrüßt - Marie

22. Mai 2019

..., dass sich die Seele nicht an der eigenen Angst verschluckt ...

Was für ein gutes Bild, liebe Marie.

Tooles Gedicht, gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Angelika

22. Mai 2019

Die besten Grüße - mit Dank für die guten Worte
zurück zu Dir, liebe Angelika ...

Marie

22. Mai 2019

Tiefsinniges Gedicht; und wie bewacht vom Steinkauz/ bzw Eule als Vogel der Nacht der Weisheit. Wirkmächtige " Komposition".
HG, liebe Marie , Ingeborg

22. Mai 2019

Danke für die „bildmächtige Komposition“, liebe Ingeborg; die Eule in unterschiedlichen magischen Rollen, sowohl als Vogel der Nacht als auch der Weisheit und des Glücks, aber auch in der des Unheilboten des Todes; wenn das Käuzchen dreimal ruft, stirbt ein Mensch; ich habe gelesen, dass die Inder im Laufe der Zeit daraus ein ausgeklügeltes System entwickelt haben, das mich beeindruckt: ein Eulenschrei kündigt einen bevorstehenden Todesfall an; zwei Schreie einen baldigen Erfolg in einer Sache, die ansteht; drei Schreie bedeuten, dass demnächst eine Hochzeit stattfindet; das geht bis zu und neun Schreien, die Glück verheißen …

HG zurück - Marie

22. Mai 2019

Toll.
Halt Marie!
LG Uwe

23. Mai 2019

Hallo Marie,
es wäre sicher hilfreich, wenn man sich im (Wach)Traum Rat fürs Leben holen könnte.
Doch so wie Ottfried Preußlers Krabath nur ein fazinierend düsteres Märchen ist, sind Träume wohl auch nur Spiegelbilder unserer unbewussten Emotionen.
LG
Manfred

27. Mai 2019

LG mit Dank zurück, Manfred; können Träume Problemlöser sein, sind sie Abfallprodukte und Verarbeitung des Tagesgeschehens, sind sie Erinnerungssplitter oder meldet sich beim Träumen das Unterbewusstseins; können wir unsere Träume lenken … die Wissenschaft ist sich nicht einig. Träumen bleibt geheimnisvoll, das gefällt mir, soll so bleiben, man muss nicht alles erklären können …

Marie

13. Jun 2019

Oha, ich bin geplättet, liebe Marie und vollkommen verzaubert.
Wunderbar schöne, tiefsinnige Zeilen, berührend und bezaubernd. :)

Herzliche Grüße
Ella