Die Zielgerade
eines langen Lebens vor den Augen.
Die letzten Meter
voller Schmerz und Entbehrungen.
Meter für Meter
kämpfe ich mich nach vorne.
Mit jedem Schritt
fühle ich wie meine Kräfte schwinden.
Am Rand stehen Menschen die mich anfeuern
damit ich weiter gehe.
Worte der Hilflosigkeit, Gesten der Verzweiflung.
Worte, um festzuhalten was zu entrinnen droht.
Worte, um der Sprachlosigkeit zu entfliehen.
„Alles wird gut.“ rufen sie mir zu
„Das Leben ist schön.“
„Du musst doch nur wollen.“
Nur wollen.
Will ich wirklich?
Sie sehen nicht mein Ziel,
sie fühlen nicht meinen Schmerz,
sie können sich nicht meine Angst vorstellen
die ich vor der Zukunft habe.
Eine Zukunft in Hilflosigkeit.
Ein Leben in Abhängigkeit.
Ohne Aussicht auf Besserung.
Ich habe Angst zu leben
aber auch Angst zu sterben.
© Michael Jörchel
Kommentare
Danke, Jürgen, für die wohlwollenden Worte.
Ja, man sollte jeden Tag genießen soweit wie es möglich ist. Wenn ich manchmal mit Menschen rede, die nur noch von Maschinen am Leben gehalten und die Schmerzen nur mit Medikamenten gelindert werden können, Menschen, die bei alltäglichen Dingen, beim Essen und in hygienischen Angelegenheiten auf Hilfe angewiesen sind dann fehlen mir oftmals die Worte und ein "Genieße das Leben" klingt, für mich, in dieser Situation irgendwie zynisch. Was sagt man solchen Menschen, die nicht mehr in ein selbstbestimmtes Leben zurückkehren werden und dessen letzer Weg von Schmerzen und der Abhängigkeit von Anderen bestimmt wird? Genießen wir also die Zeit in der es uns noch möglich ist die Zeit zu genießen.
Liebe Grüße
Michael