Abend ist’s. Die Wolken ziehen
wie Gedanken, schemenhaft.
Im violetten Abendglühen
wirkt dieses Fliehen zauberhaft,
wie mit dem Pinsel hingehaucht;
ja, selbst das Wasser lässt sich ahnen,
in das der Maler ihn getaucht,
mit leichtem Strich die Wetterfahnen,
wie zufällig nur hingesetzt,
die Farben ineinanderfließend,
und das Papier ist kaum benetzt.
Der Horizont gewittergrüßend,
wie man’s nicht fasst in dem Idyll,
das doch so federleicht erscheint,
dem man so gerne trauen will
und das sich lebensecht vereint.
Wie auch die Sorgen drohend blühen,
die man doch grad noch ausgeblendet,
erscheinen jetzt im Abendglühen
die Farben, die der Himmel sendet,
grad wie dem Leben vorgemacht:
die Leichtigkeit, die schleichend stirbt …
Schon naht das Dunkel einer Nacht,
das alle Farben in sich birgt.
Es bleibt der Mensch, der jetzt sein Haupt
sorgsam auf weiche Kissen bettet
und innrer Bilderwelt vertraut
im Traum, in den er sich nun rettet.
© noé/2018