zeitvergessen, mucksmäuschenstill
schließt tausendschön sein blüten-
körbchen so, als wollte es dem welt-
schmerz mindestens zur nacht ent-
fliehen. indessen treibt mich gräuliche
gedankenflut hinaus aus meinen
engen räumen zum besänftigenden
mondscheingang. und doch kann ich
der wahrheit nicht vollends entliehen.
ich fühle, wie das fernweh sich mir licht-
beharrlich anschmiegt; spüre, wie ein
hungriges verlangen mein verdurstend
blut in wallung bringt und meine trägen
schritte immer schneller werden läßt,
bis ich erschöpft und außer atem kraft-
beraubt zu boden sinke. es scheint, als
sei das heilbringende dämmerlicht ver-
reist in weite ferne, als sei das segens-
reiche funkeln jenes neuen morgentaus
fernab von jeder nahen hoffnung. so stehn
flügel unsrer freiheit mutterseelenalleine
da, wie habenichts und warten ungeduldig
auf erlösung; warten, als freies glücks-
kind wieder durch die welt zu streifen;
mehr sein, als nur seifenblasenluftschloß.
wann entfaltet sich ein kleiner lichtblick?
wann ist alles überstanden? wann erleben
wir den heiß ersehnten freudentaumel?
wann empfangen wir den neuen morgen,
an dem tausendschön die körbchen öffnet?
27. April 2020