Sommersonnentag,
Wäscheleine baumelt
doppelt befestigt
am hohen weit hinaus
ragenden Birnbaumast,
darauf ein ehemals rotes
rissiges Brett
aus dem Küchenregal,
Mädchen mit Zöpfen
sitzt auf der Schaukel,
summend, beide Hände
am ausgefransten Hanfseil,
ein uralter Mann
im schwarzen Gewand
mit weiß wallendem Bart
und listigen grünen Augen,
der liebe Gott?
stößt sie mit beiden
Händen kräftig an,
höher will sie, ruft, mehr,
mehr, jauchzt vor Glück,
unersättlich ist sie,
wirft den Kopf
in den Nacken,
die Beine hoch in der Luft
schwingt sie sich
immer weiter, weiter
in den blauen Himmel
hinauf und freut sich,
dass sie lebt.
Dann löst sie ihre Hände
von den Seilen und fliegt
mit erhobenen Armen
atemlos weiter,
bis sie in den Wolken
verschwunden ist.
Ihre Schaukel kehrt
einsam zur Erde zurück,
der Tag ist nun da,
die verschwommenen
Bilder schnell hell rotgolden
aus dem letzten Traum
sitzen noch in ihr,
sie lächelt und fühlt sich
wie damals,
als sie ein Kind war
verschwommene Bilder
von Marie Mehrfeld
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