Der Puppenspieler von Mexiko
war einmal traurig und einmal froh.
Wie war er aber weiterhin?
Steht das in seiner Chronik drin?
Ich lese nach: am zweiten Juli -
Jahr neunzehnzwanzig - starb sein Muli:
an diesem Tage war bereit
der Mann zu tiefster Traurigkeit.
Fast auf den Tag vier Jahre später
verklagte man ihn als Verräter:
die Freude freie Bahn sich brach,
als man gerichtlich frei ihn sprach!
Mal froh, mal traurig – nicht ganz klar
ist, wie der Künstler sonst noch war.
Denn leider, wie das oft so ist,
verschweigt uns dieses der Chronist.
Wüsst‘ man doch gern, von welcher Güt‘
er disponiert war im Gemüt!
War er energisch, stur, besessen
oder zerstreut und pflichtvergessen?
War lustig, heiter, voll Humor
der Puppenmeistermatador?
Konnt‘ auch, war er erzürnt, erzielen
Erfolg in punkto Puppenspielen?
Wie war die Aura drumherum?
Wertschätzte ihn sein Pupp-Likum?
Schnell in Verzückung man gerät
applaust’s zur Darstellqualität.
Pflog nach ganz großen Spieltriumphen
er im Tequila abzusumpfen?
Ja, oder ließ er solches sein,
ging heim gleich in sein Kämmerlein?
Stieg hoch der Emotionen Flut
bei ihm, auch wenn er ausgebuht?
Ja, oder war’n ihm die paar Mal
im Grunde wurscht und scheißegal?
Ging im Theater mal was schief,
nun, wurde er da depressiv?
Ward er zum Puppenmörderlein,
wenn mal extrem er börderline?
Wie oft konnte vielleicht man sehen
ihn in Europa auf Tourneen?
Oder blieb lieber er statt des
daheim im Land von Juarez?
Wir wollen gar nicht weiter fragen:
er ist in Rente, wird er sagen,
Feierabend, nichts mehr geht!
Und seine Puppen sind diskret.
vcj