Abschied vom „wilden" März ...

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Ich sah den Aufruhr nicht
und keinen Keim, der spross:
Der „wilde" März blieb ohne große Spuren.
Man fragt sich: Wann denn bloß …?
Wann kommt der Frühling mal auf Touren …?
Und nenne wer, falls dies verwehrt bleibt,
Reiter hier – und Ross!

Man hofft auf den April; er soll das Wetter retten ...
und unser Lebensgrün, das heilge Gras, soll sprießen.
Narzissengold will glühn, die Nachtigall will singen.
He, alter Launing, scheuch den Altschnee fort, das mürbe Eis.
Erfüll die Luft mit Blumenduft und Schmetterlingen.
Lass warme Sonne auf den kühlen Regen folgen ...
Befiehl den Unwettern, dass sie uns nicht verdrießen.

Verschwenderisch sind alle lichten lieben Träume:
In unseren Herzen singen kleine weiße Möwen.
Zartgrüne Blätter flammen in der Morgensonne:
Durch kahle Bäume zieht ein Rausch der Reife.
Ein Chor ertönt, ein Lobgesang von Freud und Wonne.
Funkelnder Morgentau am Fluss perlt von den Binsen.
Und südlich der Sahara paaren sich die letzten Löwen.

Man nennt den März „wild", weil es an allen Ecken und Enden sprießen und knospen soll – dieses Jahr war leider nicht viel davon zu merken.
Den April nennt man auch „Launing", weil das Wetter so launenhaft daherkommt.

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