Ich kenne ein ostfälisches Städtchen.
Dort fahre ich nur selten hin.
Hier lebte ein schönes Mädchen,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Vor 50 Jahren
Du hattest so strahlende Augen,
ein festes brünettes Haar.
Im Traum tat ich dich hundertmal rauben,
zart der Mund, die Gestalt? Wunderbar.
Dein Antlitz zierte eine hübsche Nase.
Lächeltest du sanft, war ich sogleich berückt.
Meine Sinne schwankten – von Phase zu Phase –,
waren mal verdreht, verknallt, auch mal verrückt.
„Oh, sieh mich an und geh nicht weg,
du Sonnenlicht und Lebenszweck!“
Hör mir zu, bleib bitte stehn!
Ich möcht dir in die Augen sehn.“
„Dein Strahlen macht hell, selbst die Hölle.
Du, ein vom Himmel gesandtes Geschöpf.
Meine Grenze war der Türe Schwelle.
Du, die Zierde eines jeden Gehöfts.“
„Ich sehe dich in tausend Bildern,
du lässt mich wachsen, wie einen Eichenbaum.
Meine Gefühle, ich kann sie kaum schildern,
du der Paradiese sinnlichster Traum.“
Wir fuhren in einen Kochkunsttempel,
durchs schneiende Bad Lippspringe.
Der Maître zelebrierte seinen Stempel.
Das Essen war lecker und wir bester Dinge.
Es jauchzte meine junge Seele,
mein Herz wurde groß und weit.
Tiefe Freude, die ich nicht verhehle,
du schönes Juwel für alle Zeit.
Vorgestern:
Plötzlich wurde ich im Traum geweckt.
Mein Wecker hatte mich aufgeschreckt.
Von dir bleibt mir ein Erinnerungsbild.
Ich bin jetzt alt, leise und mild.
(c) Olaf Lüken (01.11.2020)
PS: Meine Angebetete konnte (wollte) meine Gefühle nicht erwidern. Leider.