Ich möchte meinen Schatten trösten –
er liegt so flach vor mir am Boden.
Was hat er nicht alles mitgemacht?!
Er konnte doch gar nichts dafür!
Der Herr hielt sich doch für den Größten.
Bei den Allüren und den Moden,
die er sich zwanghaft ausgedacht,
da litt der Schatten schon für vier!
Doch ließ er sich nicht überspringen,
so zäh war er an mich gebunden –
er war mir wie die zweite Haut,
die meinen Lebensweg bedeckt.
Und seine leichten Engelsschwingen
versuchten mich stets zu umrunden,
wenn man nur ganz genau hinschaut.
Ob mein Geist schließlich in ihm steckt?
Das Mondlicht zeichnet ihn so kalt,
auf steinig-hartem Untergrund –
wo er total verloren prangt.
Es ist ein Graus ihn anzuseh‘n!
Man tat ihm Spott an und Gewalt,
doch hatt‘ er leider keinen Mund,
was seine Unschuld anbelangt,
um Gnade vor der Zeit zu fleh’n…
So dämmert er noch vor sich hin,
geworfen durch den unsten Hold,
kann sich nicht wehren oder schrei’n –
er muss der Bestimmung dienen!
Doch hebt er öfter stolz das Kinn,
ganz ohne den verdienten Sold,
denn er will nicht alleine sein –
und deshalb macht er gute Mienen!
©Alf Glocker