Der Flockenfabrikant

Bild von Ralf Risse
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Ganz oben, wo die Luft schon knapp,
lebt Einer – nur von Fantasie.
Ringsum starr Eis und Ewigkeit,
Besuch bekommt der Eine nie.

Hebt er den Blick, verliert sich dieser
in funkelnd heller Dunkelheit.
Am Dachfirst unsrer regen Welt
sind Zeiger jeder Hast befreit.

Auf weißer Brach' der Himmelshöhen
wird Frost zu Blumen, wildgezackt –
aus kreativen Präzisionen ...
ein fein verzweigter Schöpfungsakt.

Ziemlich maßlos ihn die Gabe
zu jedem kreativen Fest,
Millionen, nein, Milliarden ihrer
aus einem Eisblock zaubern lässt.

Sein Kopf steckt voller Unikate,
den Sternen sehnend abgeschaut.
Nicht eine Flocke gleicht der nächsten ...
schwebt kurze Zeit, bevor sie taut.

Doch ist es kalt und wolkendicht,
hebst du den Blick und siehst hinauf ...
fällt sein Geschenk – ein Sternenheer.
Es schneit und schneit und hört nicht auf.

Dann weißt du: Er macht Überstunden –
Ideen ihn lustvoll dazu zwingen.
Die Mondessichel schwingt er, schnitzt ...
um uns kristallnes Licht zu bringen.

So gibt er, seit die Zeit geschlüpft,
und sucht im Tun Vollkommenheit ...
Ein kleiner Flockenfabrikant,
ein Künstler der Vergänglichkeit.

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Kommentare

10. Jan 2021

Hallo Ralf
Sehr schön und witzig. Aber warum wird die Künstlerin Holle im Gedicht ihrer Weiblichkeit beraubt?

LG
Dirk