Frühlingswahn

Bild zeigt Alf Glocker
von Alf Glocker

Und wenn der Lattich blüht, mit allen Hufen,
dann fühle ich mich frank und frei –
zu großem Kleinen aufgerufen,
dann bin beim Blödsinn ich dabei,
dann fühl‘ ich mich in allen Stufen
nicht mehr so winters-einerlei!

Ich höre dann das weit entfernte leise Rufen,
um nicht zu sagen: das gedämpfteste Geschrei,
in allen Klassen und Berufen,
das Reden auch um diesen Heißen Brei,
den Hexenmeister in der Vorzeit schufen.
Er macht das ganze Jahr zum Mai!

Dann sprießt die Blüte und das Blatt,
dann bäumen sich die Schnecken auf,
dann weiß man gleich was man nicht hat,
dann nimmt das Schicksal seinen Lauf
und walzt die Widerstände platt –
doch, wer nimmt das nicht gern in Kauf?!

Der Kreis wird willig zum Quadrat,
das Barometer drängt im Stolz hinauf
und jede unschuldsvolle Missetat
setzt Sahnehäubchen frech noch obendrauf.
Auch der Verstand beginnt mit dem Spagat,
der nötig ist – Gefühle streben jetzt zuhauf!

Kommt, lieber März, April und dann so weiter,
macht die Geschlechter mächtig attraktiv!
Sie klettern zwanghaft gern die Himmelsleiter
und liegen lechzend, wenn auch schief,
beisammen, als die Wegbereiter –
verrückt im Kuss, im Tanz, im Liebesbrief!

Der Hirsch tritt jetzt als wackerer Streiter –
sein Brunftgesang ist reichlich tief –
den Zyklus an von „Hier-geht’s-weiter“,
der sich noch stets auf die Geburt berief.
Dabei ist er der wilde Wegbereiter,
der folgenschwer nach der „Erfüllung“ rief!

Wenn alles gut läuft, sind wir frische Hasen,
wir hoppeln, öffnen, stäuben aus und be-
begatten uns im Nest, auf Rasen,
sind außer und uns und singen im Juchhe!
Wer Pech hat kommt in Blumenvasen,
kriegt einen Korb und meckert sein „Oh Weh!“.

Doch wenn die Winde lustwärts blasen,
dann triumphiert die Wärme über Schnee,
dann will man gar nichts bleiben lassen,
schleicht eifrig sich bis zum Entré,
um zu begehren was wir manchmal hassen.
Und alles sucht nach einem rechten Dreh‘!

©Alf Glocker

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