Spiele

Bild zeigt Anner Griem
von Anner Griem

Spiele

Als in der Stadt, welche
Vom Krieg nieder gerungen
Die Frauen schreien:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – der Baum, der
Blätterlos zerschunden den
Himmel erbarmt:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – das Haus, das
Gestern noch mit Leben
War erfüllt:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – das Kind, das
Bibbernd in den Kellern
Sich versteckt:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – das Buch, eben
Noch gelesen, das in der
Gosse kokelt:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – der Schatten, der
In der Mittagssonne
Kühle spendet:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – die Katze, die
Ängstlich um des Kindes
Beine streicht:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – der Hund, der
Treu die Wache hält, mit
Grimmigem Gebell:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Und – der Soldat, der
Verwundet matt auf der
Straße liegt:
Lasst es sein, unterbrecht Euer Spiel

Gedenkt der Wind die
Schreie der Geschundenen in
Die Ohren derer zu blasen, die
Ihr Geschäft mit dem Blute
Der Menschen machen

Und – die ihr Gewissen mit
Strategie und Taktik übergießen
Kümmert die Melodie des Windes
Nicht, gleichgültig schieben sie
Ihre Figuren über das große Schachbrett:
Dieses Spiel ist ihr Spiel

Anner Griem / 2013

Gedichtform: 
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