Herrschaften

Bild zeigt Anner Griem
von Anner Griem

Herrschaften

An den Tisch
Wenn ich bitten darf
Es thronen kulinarische
Wahrheiten auf ihm
Die Lippen schön gespitzt
Serviette unters Kinn gebunden
Klassische Freuden ohne Traurigkeit
Leichte Verstümmelungen der
Seelen, kleines Zwischenspiel:

Wir üben gemeinsam Kniebeugen

Die Herren des Unvermögens
Bescheiden sich mit einem
Augenaufschlag, der Leben ein
Ende setzt. In der Tat, Gefühle
Stehen nicht auf der Speisekarte
Empfindungen in Wodka ertränkt
Tendenz hin zur Bewusstlosigkeit
Die, die den Menschen als Maß aller
Dinge bezeichneten, wurden bereits
Verrührt, Romantiker legten ihre
Hälse unters Knochenbeil, wollten
Wir nicht das Leben kultivieren?

Anner Griem / 2014

Gedichtform: 
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