Dem Dämon verschrieben - Page 3

Bild von Tilly Boesche-Zacharow
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nie ein Menschenkind.
Unsterblichkeit ist blieben
für die, die suchend sind.

25.
Der Traum, er kehrte wieder
und kam dann Nacht für Nacht.
Er sang in ihm die Lieder.
die er sich tags erdacht.

Doch wollte er ihn fassen
und halten für und für,
er mußte ihn doch lassen:
"Oh bleib, - oh bleib bei mir!"

Der Traum, er lachte leise,
verblaßte ganz und gar,
so recht nach Elfenweise,
und dies geschah manch Jahr.

Doch dann war er bezwungen,
der Traum und sein Gehalt ...
Er schien nunmehr errungen
und wurde - Weibsgestalt.

26.
Ich bat zu mir im Traume
den Geist Unsterblichkeit,
der nur nach Lust und Laune
zur Einkehr ist bereit.

Doch schien er mir gewogen.
Er setzte sich und trank
Vom Wein, den ich gezogen
und mir als Schlaftrunk sang.

Da lag der Geist - in Frieden,
und ich versah mit Hast
das Werk, dem Glück beschieden,
solang er noch mein Gast.

Doch als er munter wieder,
da wurde mir sehr bang.
Kurz sprach er: "Deine Lieder
sind kräftig wie dein Trank!"

27.
Es schweben still im Raume
Gedanken, die noch nicht
sich abgelöst vom Traume,
der Sonne und dem Licht.

Sie schwingen sich gleich Sternen
durch die verträumte Nacht.
Sie leuchten durch die Fernen,
die sie mir nah gemacht.

Oh, göttergleiche Wesen,
die ihr mein eig'nes Ich -
an euch neu zu genesen,
es wär ein Trost für mich.

Verleiht mir eure Schwingen,
dass ich mich heben kann,
den Göttern Lob zu singen,
was ich durch euch ersann.

28.
Es gibt den Gott der Höhen -
ich stieg empor zum Licht.
Ich konnt ganz nah ihn sehen,
verweigert' mich ihm nicht.

Drum wurd mir Kraft im Leben
und Macht wurd mir verlieh' n,
dass alles ich konnt geben,
und jetzt wird mir verziehn.

Es sind mir wohl gesinnet
die Herren hoch im All.
Aus Gott, der Licht gewinnet
wird Satan nach dem Fall.

So kann selbst Menschenwesen
des Teufels Sein verstehn.
Man hatt `s im "Faust" gelesen,
Doch Faust mußte vergehn.

29.
Ein Taumel führt die Hände;
Was sich das Hirn erdacht,
sind Reime ohne Ende.
Sie zeigen ihre Macht.

Es ist die Macht des Lebens,
das, ach - so winzig klein.
Oh, wär es nicht vergebens,
kein Tod würd uns zur Pein.

Und fändest du das Ende
am Marterpfahle auch -
es wird nur Zeitenwende.
Mal leert sich jeder Schlauch.

Du sollst es nie verhehlen,
was kümmert dich der Leib?
Und magst du huren - stehlen -
nur reinen Herzens bleib!

30.
Zerbrich das Band der Enge
und mach dich von ihm frei.
Zum lichten Schein dich dränge
und mach das Lied zum Schrei.

Du wirst zum Allverkünder,
dem die Vision erscheint,
der neuen Lehre Gründer,
die nie zu sterben scheint.

Doch schmerzhaft aufgerissen
wird Seele dir und Geist -
verbrannt von Feuergüssen
bevor du göttlich heißt.

Es ist das Los der Vielen,
von dem man nie erfiihrt.
Man glaubt oft nur, sie spielen,
wenn ´s innen sie verheert.

31.
Sei blind im Alltagsleben
und halte dich zu gut,
den Schatten abzugeben,
von einem Tunichtgut.

Denn - bist du blind geworden
und siehst die Welt nicht mehr,
ihr Rauben nicht, das Morden -
und wie die Herzen leer,

Dann wird der Geist genesen
im Licht, das er sich schuf.
Zum Guten und zum Bösen
verlockt dich dann kein Ruf.

Du mußt verstummen lernen
und hoch aufragend stehn,
mußt greifen nach den Sternen,
doch nie zu Boden sehn.

32.
Er fand ein lichtes Wesen,
die Augen voller Glanz.
Es zog ihn nun, den Bösen
zu diesem Lichte ganz.

Es war ein Geist der Sphären,
die ihm verschlossen sind.
Er schien nichts zu entbehren,
bis sich ihm neigt dies Kind.

Ihr Blick war voller Sonne,
ihr Kuß bracht ihm das Glück
der Zeit, da ihn die Bonne
geliebt, geküßt - zurück.

Doch das schien lang vorüber,
die Zeiten war'n vorbei.
Jetzt schüttelt ihn das Fieber,
des Eros' Raserei.

33.
Willst du den Teufel schauen?
Wohlan, ich zeig ihn dir!
Du darfst den Augen trauen -
erkenn ihn nur in mir.

Ich will zum Pfand dir geben,
dass ich es wirklich bin,
dir Deine Seel ohn' Beben -
und ich nehm deine hin.

Da gab sie ihm die Seele,
vertrauend und so blind,
dass sie sich ihm vermähle,
wie liebend' Frauen sind.

Sie reichte ihm die Hände.
Er sprach: ,,Bleib heut bei mir!
Ein Glück geht rasch zu Ende,
doch - ewig bleiben wir!"

34.
Verschwendung der Gefühle
ist oftmals sehr gewagt .
Dass ich mit dir nur spiele -
hab ich' s nicht gleich gesagt?

Doch weil du sie nicht achtest,
die Warnung, die ich sprach,
dass du zu lieben trachtest,
dir schon die Stäbe brach.

Du mußt ein Losgeld zahlen.
Kennst du den Preis nicht schon?
Erst durch des Leibes Qualen
wird deiner Seele Lohn.

Dann wirst du Werke feilen,
ich seh dein Auge glüh 'n,
die alle Welt durcheilen
und in die Herzen ziehn.

35.
Ich werd dich so lang quälen,
bis du dich ganz mir gibst.
kannst du es noch verhehlen,
dass du mich wirklich liebst?

Vielleicht wirst du mich hassen,
vielleicht mir weiterblühn -
doch ich werd dich verlassen
und bald von dannen ziehn.

Doch wird mein Geist dich lenken,
so dass du strebend steigst.
Du sollst nur eins mir schenken:
dass du nach außen schweigst.

Dann kommt einmal die Stunde,
und wir sind beide tot -
vielleicht verbleibt die Kunde ...
Siehst du das Morgenrot?

36.
Sieh offen diese Türe -
komm, tritt in sie nur ein.
Wenn ich zur Hölle führe,
du bliebst dann auch allein.

Du Kind sollst nicht erschrecken -
ich bin ein Mensch wie du!
Will nur den Teufel necken,
doch brauch ich dich dazu.

Ich will dem Satan zeigen,
dass ich so arg wie er.
Dann wird er sich mir beugen,
mich grüßend als

Veröffentlicht / Quelle: 
erstellt und herausgegeben 2006; Mathilde u. Norbert Boesche Verlag Berlin - Haifa Bindung: Moshe Trubnik

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