In Betrachtung sensibler Gesellschaften

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von Alf Glocker

Sensible Gesellschaften sind tolerant – ein anderes Wort dafür ist „dekadent“. Sie haben, auf einem langen Entwicklungsweg, erfahren, daß auch Frauen und Kinder Rechte und Bedeutung haben sollten. Die Menschen in sensiblen Gesellschaften haben keine Angst mehr vor dem Denken, weshalb sie bei ihren eigenen Oberschichten nicht sehr beliebt sind. Denn diese Menschen haben Ansprüche. Sie sehen und erleben täglich, wie die Reichen prassen und es sich gut gehen lassen, wobei sie auch noch auf den unteren Schichten herumzutrampeln belieben. Und alles kommt daher, daß sensiblen Gesellschaften fast jeglicher Glaube abhandengekommen ist … nicht aber die Naivität!

Und genau dort setzen findige „Köpfe“ an, um aus sensiblen Gesellschaften wieder Diktaturen der Willkür zu machen. Begriffe wie „modern“, oder „fortschrittlich“, oder sogar „global“ werden auf den Markt der Irrtümer geworfen, wo sie den Einzelnen stolz und angreifbar machen sollen. Dadurch kommen einerseits Urmenschen und andererseits Primitive, am besten aber gleich primitive Urmenschen in Mode, deren natürlicher Wille zur Selbstbehauptung jeder Beschreibung spottet und von daher dem hilflosen Bürger zu gefallen beginnt. Kulturell zurückgebliebene Subjekte werden plötzlich zu Übermenschen, denn sie scheren sich um schwer erkämpfte Rechte einen feuchten Kehricht.

Vergewaltigungen sind für sie kein Fauxpas und Kindesmissbrauch ganz normal, wenn grad nichts anderes zur Verfügung steht. Sie dürfen jederzeit Gewalt ausüben, wo immer es ihnen passt. Das erweckt den Neid des Kleinen Mannes, der auch gerne mal seine Frau schlagen möchte, wenn sie nicht pariert, oder sich in einem Stammeskrieg austoben, weil er andauernd gemobbt wird. Arglos blickt er deshalb auf Parallelgesellschaften, fest an die Unerschütterlichkeit sogenannter etablierter Systeme glaubend, denen nur deshalb nichts passieren kann, weil allen vorgegaukelt wird, daß sie in einer Sicherheit seien, wo sie gut und gerne leben könnten. Solche Systemgläubiger schaffen alles …

Aber nur imaginär. Ihre Wirklichkeit ist extrem künstlich konstruiert, alles außer Acht lassend, was die Welt wirklich bewegt: die Gene nämlich. Und hier kommen wir zum entscheidenden Punkt: Eine sensible Gesellschaft hat auch sensible Gene! Ihr Erbmaterial ist ebenso dekadent wie sie selbst – anfällig gegen alle äußeren Einflüsse, die noch die Urkräfte der Natur in sich tragen. Das sind zwar keine echten „Denkmuster“, sehen aber manchmal so aus, da sie von einer paradiesischen Unschuld getragen sind, die ihresgleichen sucht, aber nicht findet. Vor allem nicht in einer sensiblen Gesellschaft! Dort finden sich nur Kreaturen, die ihre Seelen dem Teufel verkauft haben, damit er ihnen gnädig gestimmt sei.

Doch die Gnade des Schicksals, das sich der Mithilfe unzähliger „Dämonen“ bedient, um sein immer gleiches Ziel, die Zerstörung entwickelter Ordnungen, zu verwirklichen, ist zwiespältig. Sie benötigt den Dämon der Toleranz, den Dämon des Irrglaubens, um jemanden, der gar kein Interesse an Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit hat, ebenso menschlich aussehen zu lassen wie einen sensiblen Dekadenten. Da lacht die Koralle und der weise Schuhu wundert sich, über so viel vorauseilenden Gehorsam, wie er eben nur in voll über-ausgebildeten Zivilisationen vorkommen kann. Alle, die voller Neid und Missgunst, ewig lange daneben standen, warten nämlich nur darauf, sich endlich auf ihre Opfer stürzen zu können – und sie setzen ihre naturgegebenen Vorteile ein, die bei Ausbeutern auch noch ungeheuren Anklang finden.

Sensible Tolerante, die glauben, die Macht über ihr „eigenes“ Leben, in Abstimmungen und Revolutionen, gefunden zu haben, merken gar nicht mehr, was tatsächlich vor sich geht. Gelangweilt sehen sie zu, wie die Primitiven ein Kind nach dem anderen kriegen. Sie sehen das als eine „freie Entscheidung“ geistig Minderbemittelter an, die noch nicht kapiert haben, daß sich eine höhere Lebensqualität aus weniger auferlegten Pflichten ergibt. Und sie meinen auch noch, der Staat müsse sie mit einem der Menschlichkeit angepassten Lebensstandard ködern, damit sie Mut zum Zeugen und Gebären bekämen. Dabei haben die Regierenden das Problem schon längst anders gelöst.

Wer sich nicht unterordnen will, der muss eben aussterben! Vor allem die Männer! Die Frauen kann man ja noch brauchen, indem man sie – wenn nötig mit Gewalt – ihrer Bestimmung zuführt, sie quasi in die Obhut von „richtigen Männern“ übergibt, die ihnen dann schon zeigen werden, wie der Hase läuft. Dies kann man ihnen gar nicht früh genug, durch beredet Beispiele, vor Augen führen, aus denen Otto Normalverbraucher zwar nichts lernt, dem Volk insgesamt aber aufzeigt, wie eine Zukunft für Dekadente noch aussehen kann – von „Gott“ bestimmt nämlich. Denn „Gott“ ist nicht für die Verhütung, er bevorzugt den Vergleich der vorhandenen Kräfte, in einem nie endenden Überlebensspiel.

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